Selbstgemacht schmeckt am besten

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Das Not-Invented-Here-Syndrom beschreibt, warum einem Selbstgemachtes am besten schmeckt. Es sind die eigenen Ideen, in die man sich verliebt. Der Verfasser eines schlauen Buches über Fallen, die das Leben stellt und denen man besser entgehen sollte1, hatte eines Tages beschlossen, mal selbst zu kochen, eine Seezunge, und zwar mit einer Fischsoße, nach einem Rezept, das er selbst erdacht hat. Er fand seine Soße herrlich, seine Frau scheußlich. 2 Wochen später gab es wieder Seezunge, dieses Mal kochte seine Frau. Es gab 2 Soßen dazu, die eine war die klassische Buttersoße des Hauses, über jeden Zweifel erhaben; und die andere eine Kreation eines Küchenchefs aus Frankreich. Die zweite fand er scheußlich. Da eröffnete ihm seine Frau, daß die als von einem hochdekorierten Küchenchef ausgegebene Kreation in Wahrheit seine eigene war, die er ihr vor 2 Wochen serviert hatte,- seine Frau hatte ihn des Not-Invented-Here-Syndroms überführt: es schmeckte ihm die Soße nur deshalb so überragend gut, weil er sie selbst gemacht hatte.


Das sollte uns eine Warnung sein, die wir die selbstgemachten Speisen preisen! Das NIH-Syndrom lauert immer und überall, so auch in der Küch: wer seine Speisen Marke Eigenbau, spontan am Küchentisch erfunden, einem Kochbuch vorzieht, mit tausendfach bewährten Rezepten, der unterliegt dem NIH-Syndrom, ganz außerordentlich! Außer man ist selbst ein begnadeter Küchenchef und kann sich gar nicht zurückhalten, vor lauter fantastischen Einfällen, ein Michelangelo der Kochkunst. Aber Genies sind bekanntlich rar gesät.


In der Fotostrecke ein paar Gerichte der letzten 6 Tage die dem Prinzip Unaufgeregtes, nicht selbst Erfundenes folgen. Aber selbst gekocht natürlich ist es schon!

1 Rolf Dobelli: Die Kunst des klugen Handelns, München, 2020


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Von Küchenereignisse

In einer kleinen Kuchl verarbeitet die Hofköchin landwirtschaftliche Erzeugnisse, vorzugsweise aus unserem Landstrich. Dabei fallen regelmäßig Küchenereignisse an, über die wir auf diesem Blog berichten. Küchenereignis, das; -ses, -se: außergewöhnliches Ereignis, das mit schöner Regelmäßigkeit in der Küche anfällt.

5 comments

  1. Hehe, tatsächlich ein gefährliches Syndrom, das aber wohl weit verbreitet ist. Die ungarisch-lastigen Gerichte der Fotostrecke schauen sehr g´schmackig aus

    1. Das ist eine Sache, der man sich selbst kaum bewußt ist. Man findet schnell etwas schlecht, was nicht hier und jetzt erfunden ist. Das ist auch der Grund, warum etablierte Gerichte es oft so schwer haben, zur nächsten Generation durchzudringen: in einer Zeit in der die Vertreter der Elterngeneration als Autorität verloren haben, fühlt man sich nicht mehr als Teil der Tradition, die weitergereicht wird, die Gerichte der Elterngeneration gelten nicht mehr als Teil von einem selbst. So fallen die Klassiker dem NIH-Syndrom leicht zum Opfer, alles muß neu erdacht und erfunden werden.

      1. Wobei das Erfinden neuer Gerichte ja nicht prinzipiell verkehrt ist und viel Freude machen kann. Aber ja, manchmal wird halt im Bereich der Gastronomie das Rad immer wieder erfunden.

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