Das Bressehuhn, gekleidet in den Nationalfarben Frankreichs, rot der Kamm, weiß das Gefieder, blau die Beine, trägt einiges bei zum Nationalbewußtsein der Franzosen. Es stach heraus bei Wettbewerben im 19. Jahrhundert, durch sein edles Weiß und den feinen Geschmack. Die übrigen Geflügelarten verblaßten dagegen und seitdem steht es für Hochgenuß in Vollendung, zum Verzehr freigegeben von Feinschmeckern rund um die Welt.
Sag nicht einfach Hendl zum Bressehuhn.
Kann man eigentlich Bressehühner außerhalb Frankreichs züchten? Theoretisch ja, praktisch nein, denn auch wenn man diese Geflügelart andernorts züchten würde, genauso wie in der Bresse, wären es keine Bressehühner mehr. Mit dem Ruhm kam auch der Betrug, wogegen man sich durch Kennzeichnung zu schützen suchte, mit blau-weiß-rotem Gütesiegel (Aluminiumklip), Fußring und geschützter Ursprungsbezeichnung AOP (Appellation d’Origine Protégée). Das sind aber nur die äußeren Kennzeichen, genaue Bestimmungen bei der Aufzucht wie Freiland, Platzbedarf und Futter gehören genauso dazu. Bei unserem Bressehuhn steht auf dem blau-weiß-roten Gütesiegel „Comité Interprofessionnel de la Volaille de Bresse“, für den über die Aufzuchtregeln wachenden Züchterverband CIVB, auf der Rückseite Mairet Simard, dem Namen und Ort des Schlachthofes. Auf dem Fußring des Züchters steht „Earl Laripe des chazeaux“, darunter „eleveur“, und darunter „71470 Menetreuil“ und rechts „Bresse“.
An Kopf und Hals verbleiben die Federn, damit man sich selbst von der Echtheit des Bressehuhns überzeugen kann. Allerdings bei unserem nicht, wir hatten ein Küchenfertiges ohne Kopf. Den charakteristischen Schnitt der Füße, bei dem nur die Mittelzehe stehen bleibt, sieht man aber auch bei unserem.
Bresse ist ein Gebiet nördlich von Lyon. Aus Lyon stammt Paul Bocuse, wie auch Alain Chapel, ein großer Verehrer des Bressehuhns. Von ihm gibt es ein Kochbuch mit seinen 10 besten Rezepten. Auf dem Titel des Buches ist Paul Bocuse abgebildet, in Kochmontur, ein Bressehuhn in der Hand. Eines der Rezepte ist für ein Frikassee vom Bressehuhn. Un grand classique de la région Rhônes-Alpes, la chair de la volaille de Bresse étant particulièrement savoureuse. Das macht neugierig! Es ist mit einer Schritt-für-Schritt-Foto-Anleitung. Von Christophe Muller! Doch leider. Wir können das nicht machen, wir haben die passenden Pilze nicht dazu: Morcheln werden verlangt.
Bressehuhn mit andren Pilzen zu kombinieren, ist unvorstellbar. Viele Rezepte gibt es mit Morcheln. In der „Kulinarischen Enzyklopädie“ aus der Reihe „Grand Livre de Cuisine“ von Alain Ducasse gibt es jede Menge Rezepte für Bressehuhn, mit Zutaten, deren wir nicht (mehr) habhaft werden: mit Trüffeln, Flußkrebsen und eben mit Morcheln. Ein Rezept fanden wir, das ohne all diesen Zutaten auskommt. Das Huhn wäre zu pochieren, doch die Hofköchin hätte es mangels Nadel nicht wasserdicht dressieren können. Dabei – so stelle ich mir vor – wäre genau diese Art der sanften Zubereitung am besten: in Hühnerbrühe mit Kochwein und etwas Trüffeljus, der den Eigengeschmack hervorhebt. Aber ganz ohne Gewürze.
In Alain Ducasse‘s Bistro-Buch begegneten wir wiederum einer Vielzahl Bressehuhn-Rezepten. Auch wenn das Bressehuhn nicht immer verlangt war, wurden wir dezent darauf hingewiesen, daß man eines nehmen sollte… So stand bei einem in der Zutatenliste Bio-Maishähnchen – und in Klammer daneben „am besten Bresse-Hähnchen“.
Die Hofköchin stellt vor: aus dem Buch „weltweit genießen“, einem „Grand Livre de Cuisine“ von Alain Ducasse: nach einem Rezept aus dem „Le Relais Plaza“, einem Restaurant in der Pariser Avenue Montaigne: Gebratenes Bressehuhn mit Erbsen „à la française“ und Bratenjus.
Gebratenes Bressehuhn mit Erbsen „à la française“ und Bratenjus
Am Vortag eine Hühnerbrühe zubereiten.
G e f l ü g e l j u s Am nächsten Tag zerkleinerte Geflügelkarkassen in Olivenöl anbräunen, Schalotten anschwitzen, mit der Hühnerbrühe ablöschen. Reduzieren. Wiederholen. Restlichen Hühnerfond und Kalbsjus dazugießen. 1 Stunde köcheln lassen. Angedrückte Knoblauchzehen dazugeben, simmern und abseihen. Abschmecken. Auskühlen lassen. K n u s p r i g e n S c h i n k e n Vulcano-Schinken in 3 mm dicke Schneiben schneiden und auf einem Backblech bei 85°C Umluft im Backrohr ausbacken. Halbierte Knoblauchknollen daneben legen. B r e s s e h u h n mit Butter einreiben und im Backrohr braten, regelmäßig begießen. E r b s e n und feingehackte Zwiebeln in etwas Olivenöl 2 Min. braten. Mit etwas Hühnerfond aufgießen, weitergaren. Ein paar Erbsen auf die Seite legen und die Erbsen mit dem Garsud pürieren, abseihen, abschmecken. Beiseitestellen.
Das Fleisch ist ausgezeichnet. Es ist fest und zart zugleich, es zieht keine Fasern, diese sind fein wie eine Pastete. Das Bressehuhn hat seine Vorzüge. Und seinen Preis. Ob es den wert ist, muß jeder für sich entscheiden.
Noch ein Wort zu den Morcheln
Morcheln wachsen in Augebieten, im Weinviertel wäre das also an der March, dem Grenzfluß zur Slowakei und an der Donau. Glücklich ist, wer Augebiete hat. Die Morchel: in Deutschland gibt es sie nicht im Handel, weil sie unter Artenschutz steht. In Österreich gibt es sie auf Märkten, zum Beispiel am Rochusmarkt beim Gemüsestand Schätzl haben wir sie schon mal gesehen. Nun beginnt die Morchelzeit. Also Ausschau halten.
http://www.weinviertler-kunst.at/die-koenigin-der-speisepilze-die-morchel/
Sulmtaler
In Österreich gibt es die Sulmtaler Hühner. Zur Zeit der k.u.k. Monarchie war das Sulmtal in der Südsteiermark das bekannteste und angesehenste Zentrum der Hühnerzucht in Europa, neben der französischen Bresse. Danach werden wir auch Ausschau halten.
https://www.falstaff.com/at/news/best-of-luxus-gefluegel-bresse-huhn-co
https://g-wie-gastro.de/gastronomie-glossar/bresse-huhn/
https://meinfrankreich.com/poulet-de-bresse/









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Ach so – Rezept klingt gut, würde ich auch mal machen. Schönen Rest-Sonntag
Danke! Wünsche auch einen schönen verbleibenden Sonntag!
Das Teil ist ja teuer, findest du – für dich jetzt – das es den Preis wert ist?
Uns war es das wert. Aber die Preise sind verschieden, je nachdem wo man kauft.
Guten Tag,
Schon wieder melde ich mich zu Wort, aber ihre kulinarischen Geschichten sind für mich sehr lesenswert und ich lerne immer wieder dazu.
Das Suulmtaler Huhn , falls Sie wirklich Interesse haben, können Sie bereits jetzt bei „Schätze aus Österreich“ gegen Hinterlegung Ihrer Kreditkarte reservieren. Der Versand im Spätherbst funktioniert dort bestens! Ich habe schon das 2. Mal dort bestellt und es hat funktioniert Sie reservieren praktisch schon jetzt das Huhn mit der Bestellung.
In meiner Tiefkphlung wartet das Sulmtalerhuhn um als Osterbraten zelebriert zu werden und Bressefleisch sowieso.
Ich habe nicht einmal bei Meinl am Graben kurzfristig ein richtiges Sulmtaler Huhn bestellen können.
Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Mit kulinarischen Grüßen
Eva Bleier
Guten Abend,
das freut mich, daß Sie die Beiträge hier gerne lesen, Ihre Kommentare sind mir willkommen!
Betreffend Sulmtaler, da dachte ich auch zuerst an den Meinl am Graben. Gockelhahn am Naschmarkt wäre noch eine Idee gewesen. Wie ich auf der Seite von „Schätze aus Österreich“ lese, gibt es nur eine begrenzte Anzahl von höchstens 100 Stück! Angesichts der 1,2 Mio Bressehühner jährlich und wenn man bedenkt, daß die Sulmtaler mal gleich auf waren mit den Bressehühnern erscheint mir das Sulmtaler Huhn etwas unterbewertet! Danke für den Tip!
mit besten Grüßen
Christian
https://schaetzeausoesterreich.at/gefluegel_vom_bauernhof/gefluegel_kaufen/sulmtaler_huhn_ca_2000g-SAO1919.html
sehr geehrter herr christian sehr gerne!
bei schätze aus österreich gehen sie eben auf nummer sicher, dass sie das edle huhn auch erhalten; auch wenn es noch ein paar monate dauert. muss doch das gute huhn erst heranwachsen und sich seines lebens erfreuen. aber es ist so wie bei den gansln: das warten zahlt sich aus und sie bekommen das köstliche federvieh in der kühlbox bis nach hause geliefert.
herzliche grüße
eva
Und schon ist es bestellt! Der Zähler ist von -2 auf -3 heruntergegangen. Damit sind es wohl 3 Bestellungen für den Moment:, Sie, wie ich annehme, ich und ein geheimnisvoller Unbekannter. Nun heißt es abwarten und Tee trinken!
ich wünsche ihnen sehr viel fortune für ihre bestellung!
ich gestehe – ich war es (noch) nicht! muss doch das noch bei im lagerbestand befindliche schmorhuhn seiner bestimmung zugeführt werden!
außerdem schreibt plachutta in seinem blauen kochbuch: das huhn ist eine messe wert!
in diesem sinne einen schönen sonntagabend!
In „Ein Jahrhundert kulinarische Geschichten“, herausgegeben vom Kuratorium Kulinarisches Erbe Österreich, 2019, steht daß im 2. Weltkrieg verboten wurde, das Sulmtaler Huhn auf Fleisch zu züchten, nur mehr als Legehuhn durfte es verwendet werden. Von diesem Schlag hat es sich nicht mehr erholt. Nun ist das Rätsel um das Sulmtaler gelöst.
Wünsche gute Nacht