Spargel mit Bastardsauce, genauer gesagt in: „Buttersauce genannt Bastard“, so die wörtliche Übersetzung Escoffiers Sauce au beurre dite bâtarde. Gustatorisch findet man an dieser Sauce absolut nichts, das auf diesen Namen hindeuten könnte. Nichts Außergewöhnliches – abgesehen davon, dass es sich um eine sehr gute Sauce handelt, ausgewogen im Geschmack, das feine Buttrige ist von edlem Charakter, passend zum feinen weißen Spargel, wie man es von einer Sauce nach Escoffier erwarten kann.
You’re wondering now
Die ewige Rivalität zwischen Engländern und Franzosen hat auch in der Welt der Küche ihren Niederschlag gefunden. Diese Sauce stammt von der englischen Buttersauce ab, was vermutlich der Grund dafür ist, dass die französischen Köche sie süffisant als Sauce au beurre dite bâtarde in ihre Küche übernahmen. Diese Art von Stichelei beruht durchaus auf Gegenseitigkeit, wovon die in England geläufige Phrase Excuse my French zeugt. Wer Unanständiges oder Unverschämtheiten in den Mund nimmt, ganz profan flucht oder einfach nur frech wird, entschuldigt sich mit einem Excuse my French für die keineswegs der französischen Sprache entlehnten Worte, und zwar sogleich, am besten im Vorhinein, um einer berechtigten Entrüstung zuvorzukommen – und nicht ohne einen Seitenhieb auf frankophone Sprecher auszuteilen. Excuse my French, but you’re an asshole. Nicht gerade die vornehme Englische Art, im Französischen sagt man halt so. Ist’s Humor? Ist’s ernst gemeint? You’re wondering now könnte man da sagen und so geht auch die erste Zeile des Songs, der in der TV-Serie „Death in Paradise“ verwendet wurde. In einer Folge dieser britisch-französischen (!) Produktion ist diese kaum verhohlene Gegnerschaft der Stoff, aus dem die Handlung entspringt. Engländer und Franzosen streiten um eine unbewohnte Insel mitten in der Karibik, genannt Spinner’s Rock. Oder eben La Roche de La République. Die Rivalität zwischen Franzosen und Engländern, so scheint es, ist unerschöpflich. Und zeitlos.
Bastardsauce nach Escoffier
Mit dem Namen dieser Sauce hat es aber doch auch in kulinarischer Hinsicht eine gewisse Bewandtnis auf sich. Die Sauce ist eine Mischung aus weißer Grundsauce auf Wasserbasis und Buttersauce, wodurch sie nicht eindeutig zuzuordnen ist.
Man macht eine helle Einmach, lässt also Butter schmelzen und gibt in der gleichen Menge Mehl dazu. Wasser mit Salz aufkochen, dazugeben, aufkochen, dabei ständig umrühren. Gut 10 Minuten kochen lassen. Vom Herd ziehen. Eidotter mit Obers verrühren und einrühren. Abseihen. Butter einarbeiten. Mit Zitronensaft und Cayennepfeffer abschmecken.
Dazu im Salzwasser weich gedünsteten Illmitzer Sandriegelspargel. Salat.
Nach Romeo Brodmann, Saucen nach Escoffier*, S. 169
Links
http://deathinparadise.wikia.com/wiki/Spinner%27s_Rock
https://www.historyanswers.co.uk/people-politics/churchills-iron-curtain-from-russia-with-labour/
https://www.phrases.org.uk/meanings/130800.html
Genau so minimalistisch wie unser Gericht gestern. Aber sehr gut
Sauce dekoriert nicht. Aber Sauce ist das A & O der Kochkunst.
Du hast so schön erzählt, und ich dachte ich könnte hizufügen, daß der Grund für die englisch-französische „tension“ zurückgeht auf Wilhelm den Eroberer (the conqueror/1066-Hastings), ein Normanne, der damals auch schon die echten Franzosen nervte, der aber in Frankreich (in Bayeux/Normandie) Guillaume de bâtarde hiess, weil er unehelich geboren wurde. Er war am Ende verantwortlich für das (sprachliche) Zerwürfnis, das das Kochen und die technischen Ausdrücke beeinflusst.
Die Erklärung, daß die Sauce selbst eine Art Bastard ist, macht allerdings mehr Sinn 🙂
LG Alex
Wie auch immer: Wilhelm I war jedenfalls König von England und ist damit einer der Vorfahren der heutigen Queen.
Liebe Grüße Christian