Kalbsnierenbraten mit Erdäpfeln

Nach einem Ausflug ins Irenental, wo wir in der Most-Stub’n zu Mittag einen Halt eingelegt haben, aber nur eine kalte Platte zu zweit gegessen haben, freuten wir uns schon auf den Höhepunkt des Wochenendes: den Kalbsnierenbraten! Schon seit Wochen haben wir den ins Auge gefaßt. Vor 2 Wochen haben wir ihn bei der Fleischerei Ringl auf der Gumpendorfer Straße bestellt. Gestern haben wir ihn abgeholt.

Rezept Kalbsnierenbraten mit Erdäpfeln

Wir hatten 2,8 kg gerollten Kalbsnierenbraten mit Extra-Niere und 0,8 kg Knochen und Parüren.

Den Kalbsbraten salzen, in ein Reindl legen, die Knochen daneben dazugeben, die Extra-Niere im Fettmantel dazulegen. Etwa 5 mm dick ca. 150 g weiche Butter darauf legen, sodaß der Braten schön bedeckt ist. In ein mit 180 Grad mit Umluft vorgeheiztes Backrohr hineinschieben und 1 Stunde ohne die Backrohrtür zu öffnen, braten. Dann herausnehmen und mit einem ½ L Rindssuppe aufgießen und ins Rohr zurückschieben. Alle 20 Min. mit dem Saft begießen, das ganze 6 Mal. Danach das Reindl herausnehmen, das Backrohr auf 100 Grad zurückdrehen und den Braten samt Extra-Niere in ein anderes Reindl legen und mit Folie abdecken. Den Braten eine halbe Stunde im Backrohr ruhen lassen. In der Zwischenzeit die Knochen samt Parüren mit dem Bratenansatz in eine Kasserolle geben, eine weitere ½ L Brühe dazu und eine halbe Stunde einköcheln lassen. Während es köchelt mit 20 g Butter und 20 g Dinkelmehl eine helle Einbrenn machen. Nach der ½ Stunde die Knochen herausnehmen und den Saft durch ein Sieb in eine Fetttrennkanne gießen und stehen lassen, bis sich das Fett absetzt. Anrichten Den Saft zur Einbrenn gießen, zum Binden verrühren. Nierenbraten aus dem Rohr nehmen. Die extra gebratene Niere aus dem Fettmantel lösen, den Braten aufschneiden, mit heurigen Petersilerdäpfeln aus Ungarn anrichten. Dazu Römersalat servieren.


Das Fleisch butterweich und saftig, die Niere: ein Gedicht! So eine gute Sauce haben wir schon lange nicht mehr gehabt. Kartoffel- und Maisstärke kommen halt gegen die gute alte Einbrenn aus Butter und Mehl nicht an.


Man braucht es nicht zu verkomplizieren, man kann auch einfach kochen. Denn oft ist bei der Bratensauce Rotwein dabei. Wir hatten weder den noch Suppengrün, keine Zwiebel und kein geröstetes Tomatenmark. Ich sage nicht, daß das schlecht ist, wenn man das alles reingibt, aber es war eine wunderbare Bratensauce. Dabei haben wir uns nur an das Rezept gehalten, das Hedi Klinger in ihrem Kochbuch beschreibt. Ein Aha-Erlebnis hatten wir auch: daß man die Knochen in einer Kasserolle kocht und so den letzten Geschmack aus den Knochen herausholt. Denn dafür ist die Sauce ja da: daß man alles vom Tier verwertet, nur so wird man dem Tier gerecht.


Nach Hedi Klinger, Klassiker der österreichischen Küche*, S. 138. Im Kochbuch stand als Weinempfehlung die beste Flasche Riesling oder auch Grüner Veltliner, die man im Keller hat. Wir entschieden uns für einen Riesling vom Ried Mordthal, Fritsch in Wagram 2021. Der war schon trinkreif.

T-Bone-Steak vom Grauvieh mit Zirbenriebel und Graukäse

Aus Innsbruck haben wir ein T-Bone-Steak vom Tiroler Grauvieh mitgebracht. In der warmen Jahreszeit weidet das Grauvieh hochdroben auf den Almen, dort wo die Sonne herunterbrennt, reißende Gebirgsbäche ins Tal hinabstürzen und die Bergziegen stehen. Diese geländegängigen Rinder finden dort alles, was sie brauchen: saftige Gräser und geschmackvolle Kräuter, das gibt’s auf der Alm, wie sonstwo nirgends auf der Welt. Deshalb wäre es ein Frevel, das T-Bone-Steak eines Grauviehs mit einer Grillmarinade á la „Steakmaster BBQ“ zuzuschütten, wie übrigens bei jedem edlen Rassetier, das artgerecht aufgezogen wurde. Im Buch „Grauvieh tirol“* von Raphael Kuen wird es auf Buchenholz gegrillt, das können wir nicht machen. Aber wir haben aus Innsbruck von der Markthalle  ein paar Zirbennadeln und Zirbenzapfen mitgebracht, die wir zum Smoken in die Pfanne gegeben haben.

Rezept T-Bone-Steak Tiroler Grauvieh

Alsdann! Das Grauvieh-T-Bone-Steak (ca. 1.1 kg, 5 cm dick) etwa 5 Stunden vorher aus dem Kühlschrank nehmen und warten, bis es Zimmertemperatur erreicht hat. Sodann das T-Bone-Steak auf beiden Seiten mit Salz einreiben. Eine gußeiserne Pfanne mit etwas Olivenöl bepinseln und aufheizen. Bevor es zu rauchen beginnt, das T-Bone-Steak einlegen, andrücken, damit das Fleisch auf der Pfanne aufliegt und 4 Minuten in der Pfanne braten lassen, bei der Hälfte der Zeit auf 6 zurückdrehen. Dann wieder auf 9, das Steak aufstellen und auf dem Fettrand eine halbe Minute braten. In dieser Zeit erhitzt sich die Pfanne wieder ordentlich. Dann auf der anderen Seite 3 Minuten braten lassen. Nach etwa der Hälfte auf 6 zurückdrehen.  Fingerprobe machen und falls es noch nicht den gewünschten Garpunkt erreicht hat, weiterbraten. Zum Schluß: Herd abdrehen. Bevor es zum Rasten vom Feuer gezogen wird, kommen die Zirbennadeln, Zirbenzapfen und Zirbenherzen dazu und der Deckel drauf, eine Minute lang. Dann die Pfanne samt Deckel ins Backrohr schieben (ca. 70 Grad) und 15 Min. rasten lassen. (In dieser Zeit den Riebel machen.) Sodann den Saft samt Rauchbeiwerk abseihen und auf die Seite stellen (für den Riebel). Das T-Bone-Steak scharf anbraten, auf jeder Seite eine halbe Minute lang, auch auf den Kanten rundum vom Steak. Danach die Steaks entlang des Knochens herausschneiden und in Scheiben aufschneiden. Servieren. Den Rest im Rohr warmhalten.


Als Zuspeis sind oft Ofenkartoffeln üblich… oder Brat- oder Rosmarinkartoffeln. Mir schwebte aber etwas anders vor, etwas Tirolerischeres, etwas Zünftiges, etwas Traditionelles… unser Riebel wird mit Zirbenpulver aus den Tiroler Alpen aromatisiert, dazu gibt es Graukäse.

Rezept Tiroler Riebel (mit Zirbe und Graukäse)

Einen ½ TL Tiroler Zirbenpulver aus Nadeln, Herz und Zapfen der Zirbe in 2 EL Olivenöl einlegen und ein paar Stunden ziehen lassen.

Maisgrieß nach Packungsangabe zubereiten, dann die Zirbenmixtur daruntermischen. Tiroler Graukäse stückig darunterheben. Beim Anrichten den Bratensatz darüberträufeln.


Das T-Bone-Steak

Das T-Bone-Steak ist so etwas wie das Degustationsstückerl vom Rind, es besteht aus zwei Teilen getrennt durch den Knochen: Lungenbraten (kleineres Stück, manche sagen Filet dazu) und Beiried (größeres Stück, Entrecote).

Die Fingerprobe

Mit dem Zeigefinger auf das Fleisch drücken. Fühlt es sich noch weich an, ist es roh, der Engländer sagt „rare“, fühlt es sich fest an, ist es durchgebraten, „well done“, dazwischen ist es so mittel, also „medium“. Um ein Gefühl für die Fingerprobe zu entwickeln, die Fingerprobe beim rohen Fleisch machen. Von diesem Andruck weg kann man ermessen, wie weit das Fleisch schon ist.

Bei einem T-Bone-Steak sollte man beide Teile, also den Lungenbraten und das Beiried einer Fingerprobe unterziehen, denn der Lungenbraten wird schneller durch als das Beiried. Um den Garfortschritt des Lungenbratens zu verzögern, kann man eine Alufolie unter den Lungenbraten legen.

Der Wein:

Pian delle Vigne, Brunello di Montalcino, Antinori, 2017

Innsbrucker Staccato:

Straßenmusikanten, Paul Flora, Nordkette, bunte Häuser, Grauvieh, Graukas, Alpenkräuter, Goldenes Dachl, Firmung, Frühschoppen, Zirben

In Innsbruck gibt es Wolkenkratzer, in New York hat man versucht, sie als Hochhäuser nachzubauen. Nahezu hinter jeder Häuserflucht erhebt sich das Gebirge.

Graukas

Wir haben beim Käsekulinarikum in der Markthalle alle vier Graukäse aus der Vitrine gekauft; das Loch in der Mitte bedeutet, daß wir den dort ausgestellten Graukäse tutti completti mitgenommen haben. Es gab Graukäse Blau Bergseen Zillertal, Graukäse Premium, Graukäse Laib Weerberg und Graukäse Gelb Zillertal. Wir haben alle vier Graukäse probiert und entschieden uns für den Graukäse Laib Weerberg als Riebelkäse.

Okay.

Aus dem Munde eines Tirolers klingt selbst das Allerweltswort „okay“ eigentümlich tirolerisch, mit dem für Tirol typischen gekrächzten „k“.

Quellen:

Über das T-Bone-Steak:

https://www.issgesund.at/a/t-bone-steak-richtig-braten

Wo wir eingekauft haben:

Hörtnagl im Innsbrucker Burggraben (Grauvieh): hoertnagl.at

Almkräuterei in der Innsbrucker Markthalle (Zirbenmischung): almkraeuterei.at

Kranebitter’s Käsekulinarium in der Innsbrucker Markthalle (Graukäse): https://www.markthalle-innsbruck.at/wir-sind-markthalle/kranebitters-kaese-kulinarium

Innsbrucker Impressionen

Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat (und Kalbsbries)

In Gaspoltshofen im Hausruck/ Oberösterreich steht der Gasthof Klinger, der weit über die Landesgrenzen bekannt ist und von dem es auch ein Kochbuch gibt. In diesem Gasthof verweilte seinerzeit Thomas Bernhard als Stammgast, der es im „Theatermacher“ verewigt hat. (Das ist der Schriftsteller, der sich so herrlich aufregen konnte, z.B. bei „Heldenplatz“ unvergeßlich Wolfgang Gasser im Burgtheater, aber das nur nebenbei.) Bis vor kurzem wußte ich davon nichts, doch das Kochbuch gibt es mittlerweile in einer Jubiläumsausgabe, die wir nun besitzen1.

Wir sind in Wien, das Kochbuch ist aus Oberösterreich… was liegt näher, als mit einem Wiener Klassiker auf die oberösterreichische Art loszulegen. Also hurtig das Klinger-Kochbuch beim Wiener Schnitzel aufgeschlagen und das haut diesen Satz als Einstieg raus: „Wer glaubt, dass es in Wien die besten Wiener Schnitzel gibt, ist auf dem Holzweg.“

„Wer glaubt, dass es in Wien die besten Wiener Schnitzel gibt, ist auf dem Holzweg.“

Aus Hedi Klingers Klassiker der österreichischen Küche

Na holla die Waldfee, das fängt ja schon gut an. Die meisten Schnitzel in Wien kämen aus der Friteuse. Bei näherer Betrachtung hat Hedi Klinger nicht ganz unrecht: man fritiert ein Schnitzel nicht wie Pommes frites, sondern man backt es in der Pfanne heraus. Es gibt natürlich selbst in Wien Lokale von zweifelhaftem Ruf, wo aber kein echter Wiener net hingeht. Mein Schnitzel ist auswärts als auch zu Hause immer aus der Pfanne, daran führt kein Weg vorbei. So gesehen rennt Hedi Klinger bei uns offene Türen ein und wir sind gerne bereit, das Wiener Schnitzel nach ihrem Rezept zu machen, was heißt bereit, anders können wir es uns gar nicht vorstellen.

Gemischter Satz

In Hedi Klingers Kochbuch gibt es auch eine Weinempfehlung, zu empfehlen sei „speziell der Wiener Gemischte Satz“, nun, damit können wir aufwarten: rein zufällig stapelt sich bei uns der Gemischte Satz vom Zahel kistenweise, der Heurige ist nicht weit von uns.

Rezept „Wiener Schnitzel“

Die Schnitzel mehlen, durch verschlagene Eier ziehen und in Semmelbröseln wenden, sodann in einer Pfanne mit Schweineschmalz schwimmend herausbacken, auf jeder Seite 2,5 Minuten, Genaueres steht im Kochbuch; darin enthalten sind auch Tips von unschätzbarem Wert, zum Beispiel: Hedi Klinger verwendet eine Pfanne mit niedrigem Rand. Wir verwenden immer eine Pfanne mit hohem Rand, wie es der Fernsehkoch Misak 1963 vorführte, damit das Fett nicht herausspritzt. Aber vermutlich kannte der Fernsehkoch nicht den Tip der Großmutter von Hedi Klinger: „das Fett paßt, wenn es nicht mehr redet.“

Das Fett paßt, wenn es nicht mehr redet.

Großmutter von Hedi Klinger

Das heißt also, wenn man sicher gehen kann, daß es die richtige Temperatur hat, sollte das Fett beim Einlegen der Schnitzel nicht so spritzen. Wir haben genau diesen Tip ausprobiert. Und ich kann es gleich sagen, Feuerlöscher haben wir keinen gebraucht, obwohl es schon einiges an Mut kostet, es darauf ankommen zu lassen. In unserer heutigen Zeit greift man nicht mehr zurück auf die in Jahrzehnten gewonnenen Erfahrungswerte, aber genau die wären verläßlich, haben Hand und Fuß.

Kaiserteil

Wir waren in der Fleischerei Ringl, auf der Gumpendorfer Straße 105 im 6. Bezirk, wo wir die Schnitzel vom Kaiserteil also aus der Schale bekommen haben, denn nur vom Kalb und nur vom Kaiserteil ist es ein Wiener Schnitzel. Es gibt kein Wiener Schnitzel vom Schwein, es gibt ja auch keinen Wein von der Gerste, sonst wär‘s ja ein Bier geworden.

Kalbsbries

Bei Fr. Ringl haben wir auch ein Kalbsbries besorgt, denn das wird im Kochbuch weiters angeführt, das gebackene Kalbsbries. Mittlerweile etwas aus der Mode geraten, aber Millionen früherer Generationen haben auf das gebackene Kalbsbries geschworen, so auch der Vater von Fr. Ringl, sowie der Großvater. Das Kalbsbries ist extra zart, man kann es in die einzelnen Rosen zerpflücken oder unzerteilt wie Schnitzeln herausbacken. Wir haben es in Rosen zerteilt wie bei Hedi Klinger, das sieht dann so aus wie gebackene Pilze. (Und übrigens: es schmeckt fantastisch!) Bei Hedi Klinger steht, man müsse das Kalbsbries putzen, grobe Häute entfernen sowie Blutgerinnsel, das ist freilich nicht jedermanns Sache, für uns hat das dankenswerter Weise Fr. Ringl erledigt. Nach dem Blanchieren wurden von der Küchenfee die letzten Reste entfernt.

Erdäpfeln

Die Erdäpfeln „Ditta“ wurden am Rochusmarkt gekauft. Beim Erdäpfelsalat kommt kein Zucker dazu und kein Senf wie bei der Wiener Marinade.

Schweineschmalz

Hedi Klinger sagt, Schweineschmalz soll man zum Herausbacken nehmen, nur wer unbedingt auf Butterschmalz besteht, darf es dazunehmen, aber nur ein Drittel Butterschmalz, zwei Drittel müssen Schweineschmalz sein. Das hat einen einfachen Grund. wie uns Fr. Ringl sagt, mit Butterschmalz wird das Schnitzel blond und nicht goldbraun. Ein blondes Schnitzel? Abgesehen davon ist Schweineschmalz der bessere Geschmacksträger. Und nun verstehe ich, was Wolfram Siebeck meint, wie das im Kochbuch steht, als er ein Wiener Schnitzel lobte:  „So und nicht anders möchte man ein Wiener Schnitzel serviert bekommen. Ein Botticelli der Schnitzelkunst.“ Die Venus von Botticelli war nicht blond. Wenn man sich das Haar der Venus vergegenwärtigt, so ist es tatsächlich wellig und goldbraun wie ein Wiener Schnitzel…

Unser Eindruck

Dieses Kochbuch hat uns einen neuen Impuls gegeben, uns mit der österreichischen Küche näher zu befassen. Wir kennen sie schon, die österreichische Küche, doch mit diesem Kochbuch entdecken wir Neues, eine neue Facette, die aus der Tradition der Familie Klinger schöpft. Bei der Umsetzung der Rezepte dieses Kochbuchs ergeht es uns mit der österreichischen Küche wie Friedrich Gulda mit Mozart, der einmal sagte, als er zum x-ten Mal Klaviersonaten und Klavierkonzerte vom „Weltmeister“ aufgenommen hatte, er sei erst jetzt draufgekommen, daß dieser Herr noch eindrucksvoller ist, als er angenommen habe.

Nach Willi Klinger, Hedi Klingers Klassiker der österreichischen Küche, 2022*, Wiener Schnitzel, S. 108, Erdäpfelsalat, S. 158

1Dank an den Brandstätter-Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplars.

Weiterführende Links:

http://www.fleischerei-ringl.at/index.html

http://www.gasthof-klinger.at/

https://www.zahel.at/

Weinviertler Brettljausen

Mit Fleischschmalz und Leberaufstrich von der Fleischhauerei „Hofmann“ aus Hollabrunn im Weinviertel.

Ziemlich überrascht waren wir, daß es bei gurkerl.at Gutes von einer Fleischhackerei aus dem Weinviertel gibt, tatsächlich aus Hollabrunn in der Sparkassengasse. Da mußten wir natürlich zuschlagen. Es war ausgezeichnet!

Fleischhauerei-hofmann.at

Schweinsbraten mit Semmelfülle, Gurkensalat und Sauce

Wödklasse! Wie ein Fernsehkoch sagen würde. Wir meinen, daß es sich hierbei schlicht und ergreifend um den besten Schweinsbraten aller Zeiten handelt. Es ist ein Liachtbratl. D.h. also ein Salzburger Schweinsbraten mit heller Fülle, wie es ihn jedes Jahr im Salzkammergut zum Lichtbratlfest gibt, Ende September; mehr zum Liachtbratlfest hier. Wir haben ihn quasi außerhalb der Saison gemacht. Dieses Mal ist er hervorragend gelungen, denn alle Stellen des Schweinsbraten sind knusprig geworden. Deshalb wird nun sehr genau beschrieben, wie das gelungen ist. Der Schweinsbraten mit Semmelfülle heißt so, weil die Fülle aus Semmelmasse „liacht“, also hell, ist.


Sauce:

2 kg Rinderknochen in einen Kupfertopf geben und darin anbraten. Das gewürfelte Suppengrün und das Tomatenmark dazugeben. Mitanbraten. Immer wieder umrühren. Mit Portwein ablöschen, mit Icebergs vom Rind auffüllen. Rosmarin und Thymian, Lorbeerblatt und Pfefferkörner, Korianderkörner dazugeben und drei Stunden langsam einköcheln lassen. Abgießen. Fertig.

Fleisch: 2,5 kg Bauchfleisch, in das vom Fleischhauer eine Tasche (für die Fülle) hineingeschnitten wurde und der auch die Schwarte längs eingeschnitten hat.

Semmelfülle wie hier.

Wie man einen Schweinsbraten macht

Mit Zitronensaft die Haut bestreichen und trocknen lassen. Mit Gewürzpaste einreiben, die Fülle hineingeben. Nochmal mit Zitronensaft bestreichen und noch mal 10 Min. trocknen lassen. Dann Meersalz reichlich daraufgeben und andrücken. Knoblauchknollen und Zwiebeln halbieren und auf ein Backblech legen, darauf den Schweinsbraten stellen. Bei 250° mit Ober-/Unterhitze etwa 40 Minuten auf mittlerer Schiene im Backrohr braten. Dann herausnehmen und das graue gewordene Salz mit einem Pinsel entfernen. Den Schweinsbraten auf der Seite mit einer ofenfesten Form unterlegen, auf der der Schweinsbraten nicht knusprig geworden ist, damit diese Seite erhöht und damit für die Wärme erreichbar ist. Frisches Meersalz daraufgeben. Und wieder zurück ins Backrohr schieben für 30 Min. bei 250°. Herausnehmen und eine Flasche Schwarzbier in das Backblech schütten. Das Backrohr auf 190° zurückdrehen, das Salz abpinseln, 1 Stunde bei 190°. Dann zurückdrehen auf 120° und weitere 40 Minuten braten. Herausnehmen und eine Viertelstunde ruhen lassen. Das Bier war da, um die Saftigkeit des Fleisches zu erhalten. Die Sauce wurde extra gemacht.

In den Stunden und Minuten während denen man auf den Schweinsbraten wartet, daß er fertig wird, kann man einen Gurkensalat machen:

Salatgurken schälen und fein hobeln (mit einer Mandoline), salzen und ziehen lassen. In der Zwischenzeit Sauerrahm und Weißweinessig, frisch geriebene Knoblauchzehen und gehackten Dill verrühren. Die Gurken ausdrücken und in die Sauerrahm-Marinade geben. Gut verrühren und bis zum Servieren ziehen lassen.


Mythos Tiroler Grauvieh Almochs

Auf hochgelegenen Tiroler Almen, unter dem Gletscher, dort wo es richtig kalt wird, die Temperaturen extreme Grade annehmen, dort wo nur die Widerstandsfähigsten es gemütlich finden, in der rauhen Tiroler Bergwelt, dort haust das Grauvieh, seit Tausenden von Jahren. 350 Ochsen werden jedes Jahr auf die Alm hinaufgetrieben, das ist weniger als es Wagyūrinder in Österreich gibt… dementsprechend rar sind die Orte, wo man es bekommt: beim Hörtnagl. Also waren wir nach langer Zeit wieder, Corona sei Dank – in Innsbruck und sind natürlich zielstrebig gleich zum Hörtnagl gegangen; haben die Vitrine mit dem Fleisch anvisiert; und auf einen Blick das Grauvieh ausgemacht. Wir haben das am selben Tag verspeist in Innsbruck in vorweihnachtlicher Runde; und deshalb baten wir um ein Prospekt, Werbematerial, irgendetwas, um unseren Freunden in Wien etwas von diesem sagenhaften Rind zu zeigen. Da bekamen wir gleich ein ganzes Buch geschenkt. Im Mai 2023 sind wir wieder da!

Wir haben die Tranchen von der Hochrippe kurz gebraten und dann durchziehen lassen; dazu etwas Salz und Braterdäpfeln, sonst nichts, so kam es unverfälscht rüber. Saftig und wohlschmeckend wie es ist, merkt man dem Tier an, daß es nur so vor Kraft strotzt; es zu essen, ist wie ein Gebet: es vermittelt stete Lebensfreude, und innere Ruhe, den Glauben an die Kraft der Natur. „Von einem Ochs kann man nicht mehr erwarten als Rindfleisch“ so heißt’s. Aber dieses Rindfleisch hat’s in sich.

Es mag andere Rinder geben, die größer und schwerer sind. Das Grauvieh ist etwas zarter und leicht im Vergleich zum Flachlandrind, damit es sich auf abschüßigem Terrain bewegen kann – auch bei weniger optimalen Wetterverhältnissen. Wind, Wetter und Kälte – auch Hitze wenn es sein muß, ertragen sie mit einer bewundernswerten Gemütsruhe, als ob sie nichts aus der Fassung bringen könnte. Und sie sind mit elegant geschwungenen Hörnern ausgestattet, wehrhaft wie es sich für ein Tiroler Alpentier geziemt. Wir wollen Tiere mit Hörnern1. Wild und urtümlich wachsen diese Abkömmlinge des Urahnen, dem Auerochsen, auf den Tiroler Almen seit Tausenden von Jahren heran, sie sind an ihren Gebirgsstock angepaßt, sie grasen auf den Almen, die sie auf natürliche Weise düngen – sie brauchen keinen Spezialdünger, es gibt Fladen, die sie selber produzieren und sie brauchen kein Kraftfutter: sie verputzen die alpinen Kräuter und Gräser, die sie noch im hintersten Winkel finden, hoch droben wo die Gämsen schon sind; das genügt ihnen vollauf. Das alles macht sie zu einem echten Tiroler Alpenbewohner, das unterscheidet es wohltuend von den Rindern der Tiefebene. Es ist das Tier, das bei uns dahoam ist. Es erinnert uns daran, daß es abseits von Angus, Wagyū, u.s.w. noch was Eigenes gibt, das gut ist.

In den Alpen gedeiht eine Pflanzenwelt, die sich sehen lassen kann. Rund 4.500 Pflanzenarten gibt es, das sind 40 % aller Pflanzenarten die auf europäischem Boden gedeihen, meist oberhalb der Baumgrenze bis hin zu 3.300 m Seehöhe2. Das also steht auf der Speisekarte des Grauviehs. Ich glaube nicht, daß es viele Rinderrassen gibt, die damit konkurrenzieren können. Kein Wunder, daß man vom Heiligen Land Tirol spricht. Wehe dem, der dieses Land zerstört oder nur in Gefahr bringt.

Diese kleine, alte Rasse Grauvieh ist ein Tirolerisches Wahrzeichen, von der Geburt über die Zucht bis zur Vermarktung 100 % Tirol3. Es bürgt für Fleisch in Spitzenqualität, vor allem die Ochsen.

Von den liegenden wiederkäuenden Kühen auf der Alm geht eine starke Ruhe aus. Es soll schon vorgekommen sein, daß so manch einer bei ihrem Anblick dauerhaft seinen Seelenfrieden gefunden hat.

Hauptexportmarkt ist die Schweiz4. Zeit, daß sich das ändert. Ich wünschte mir, daß der Almochs bis nach Wien kommt.

Unser besonderer Dank gilt Christoph Oberhofer, Fleischsommelier bei Hörtnagl, der sich um uns bei unserem Besuch in der Innsbrucker Filiale am Burggraben so aufmerksam gekümmert hat und an die Fa. Hörtnagl selbst, daß es sie gibt. Und die Metzgereien und die Bergbauern, die das alles erst ermöglichen.

Quellen:

https://www.hoertnagl.at/

Raphael Kuen, Grauvieh Tirol, Brandstätter, 2018*

1 Raphael Kuen (Hsg.), Grauvieh in Tirol, 2018, S. 17. „Wir wollen Tiere mit Hörnern“ so lautet das Bekenntnis des Tiroler Grauviehzuchtverbands.

2 ebda. S. 57

3ebda. S. 43

4 ebda. S. 18

Rundfahrt um Österreich mit dem Kekse-Express

Die Rundfahrt um Wien mit dem Weihnachtszug findet auch dieses Jahr wieder pünktlich nicht statt – einstmals konnte man am 24.12. eine Rundfahrt um Wien mit der Krokodil-Lokomotive buchen; das wurde aber vor langer Zeit ad acta gelegt. Deshalb gilt es dieses Jahr um Alternativen zu suchen: am 24.12. bevor das Christkind kommt, die Rundfahrt um Österreich; mit Keksen, z.B. dem Eisenbahnerkeks. Bei dieser imaginierten Nostalgiereise mit einer Lokomotive nach Schweizer Vorbild, dem Krokodil, erbaut in der ehemaligen Lokomotivfabrik Floridsdorf und den ehemaligen Österreichischen Brown, Boveri Werken vor 100 Jahren, steigen wir in Wien ein und delektieren uns an einem Keks bei jedem Halt, zweifelsfrei einer ausgesuchten Spezialität der Region. Derlei Spezereyn gibt es aber just nicht an den genannten Bahnhöfen – au contraire. Wer diese Reise tatsächlich vorhat, müßte sie selber organisieren. Man stelle sich vor: das würd‘ es realiter geben. Bon voyage.

Zu den Keksen ist zu sagen: jedes in seiner Art ist recht – denn es hat jedes einen anderen Caraktère – die Vorarlberger Zwickerbusserl gefallen uns aber noch besser… Jedes hat seynen eigenen individuellen Teig – öfter kommt ein Mürbteig vor, aber nicht der gleiche. Dieses Jahr sind es bodenständige Kekse geworden. Der erste Tag wurde zu Mittag begonnen und um halb vier Uhr morgens beendet; der zweite Tag wurde so um 11 Uhr begonnen und am Abend gegen 7 Uhr beendet. Wenn man die Arbeitszeit der Küchenfee berechnen würde, wären diese Kekse unbezahlbar – oder würde der Arbeitsinspektor einschreiten, Stichwort „Arbeitnehmerschutz“. Sowas geht nur im privaten Bereich. Summa summarum wiegen die Kekse etwa 4 Kg.

Wiener Hausfreunde, Wien Westbahnhof

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Wachauer Marillenknödel-Kekse, Tullnerfeld

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Weinviertler Theresientascherl, St. Pölten Hbf.

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Waldviertler Mohnstangerl,  Amstetten

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Oberösterreichische Mostkekse, Attnang-Puchheim

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Salzburger Mozartkugeln, Salzburg Hbf.

Eigentlich sind das Zserbokugeln, aber die sehen so ähnlich aus und Mozartkugelrezept haben wir keins gefunden.

Tiroler Zitronensterne, Kufstein

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Innsbrucker Schnitten Innsbruck Hbf.

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Vorarlberger Zwickerbusserl, Feldkirch

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Leicht salzige Zitronenkekserl, Franzensfeste

Eigentlich ist das ja ein italienisches Rezept, deshalb mußten wir einen Abstecher nach Südtirol machen.

Inspiriert von https://www.servus.com/r/zitronenkekserl Achtung bei diesem Rezept stimmt mMn nicht die Backmischung, hier wird Mehl:Butter:Zucker im Verhältnis 3:2:2 angegeben. Das ist aber normalerweise 3:1:1. Da zu wenig Mehl drinnen ist, geht es nicht auf. Wir mußten sie nochmal machen. Nach diesem Rezept hier:

https://backenmitleidenschaft.com/2022/12/11/italienische-zitronenkekse-biscotti-al-limone-lemon-crinkle-cookies/

Nußecken mit Honigkaramell, Lienz

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Kärntner Dotterbusserl, Villach Hbf.

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Steirische Eisenbahner, Bruck an der Mur

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https://www.steirische-spezialitaeten.at/rezepte/eisenbahner-kekse.html

Burgenländerkipferl, Bruck an der Leitha

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Das Eisenbahn-Museum in Strasshof an der Nordbahn:

https://eisenbahnmuseum-heizhaus.com/de/

Ganslessen II

Bei Gurkerl war die Gans plötzlich um 50 % reduziert, da haben wir alle Wochenendpläne über den Haufen geworfen. Und so kommen wir heute zu einer noch größeren Gans als gestern, diese hat 4,7 kg, gestern waren‘s nur 2.9! Gansl schmeckt so gut, da werden wir gerne zum Wiederholungstäter.

Und dieses Mal konnten wir auch ein Ganslschmalz verwenden, beim Zwiebelanschwitzen für die Knödeln – und kein Entenschmalz wie das beim letzten Mal war.

Und nun geht sich sogar eine Spezialität aus: eine kleine Portion gebratener Leber von zwei Ganseln, als Zwischenmahlzeit. Man sieht, daß die Lebern nicht vergrößert sind, die Gänse also nicht gestopft wurden.

Wenn uns das Gansl nicht so ausnehmend gut geschmeckt hätte, hätten wir nicht noch einmal zugeschlagen.

Ganslmenü II

  1. Gebratene Leber mit geröstetem Weißbrot
  2. Gansl mit Brösel-Kohlsprossen, Rotkraut und Semmelknödeln

Gänse und Vogelgrippe

Bei Gurkerl gibt es keine Gänse aus Ungarn, nur aus dem Waldviertel und aus dem Raum Baden bei Wien. Im Supermarkt, wo die Küchenfee heute kurz war, gibt es überhaupt keine Gansln. Früher gab´s da ungarische Gänse zum günstigen Preis. Das heißt also, es muß was dran sein, an der Meldung, daß die Gänsebestände in Ungarn wegen der Vogelgrippe dezimiert wurden. Damit fallen die preislich günstigen Ganseln dieses Jahr aus, und das nicht einmal wegen der Teuerung. Obwohl diese beträgt in Ungarn stolze 21 % (Okt.).

„Geflügelzüchter in Deutschland, Polen und Ungarn haben zuletzt wegen der Vogelgrippe erhebliche Teile ihrer Bestände verloren.“ Von Österreich steht nichts. Offenbar wurde das Einschleppen der Vogelgrippe nach Österreich verhindert.

https://www.welt.de/vermischtes/article241554137/Vogelgrippe-Noch-nie-war-die-Gans-so-sehr-in-Gefahr-wie-jetzt.html

„Vogelgrippe in Südungarn festgestellt“:

„Ein großer Teil des hierzulande verspeisten Federviehs kommt aus Ungarn. Wegen der dort kursierenden Vogelgrippe gibt es trotz hoher Nachfrage weniger Gänse.“ Und „Die Gansl-Preise explodieren.“

Musik: Jacqueline du Pré, Elgar: Cellokonzert in E-moll*, aufgenommen 1965

Mstislav Rostropovich, Haydn: Cellokonzerte Nos. 1 & 2*, aufgenommen 1976

Ganslessen

Pünktlich zum Sankt Martin gibt es bei uns ein Gansl. Akkompagnirt wird es von einem milden Wiener Rotkraut und als Besonderheit zum ersten Mal: Oberpfälzer Knödeln, eine Mischung aus Kartoffel- und Semmelknödeln. Dazu kommt ein Heurigenwein, denn schließlich ist ja Martini, da darf der junge Wein nicht fehlen. Unser Wein kam vom Mayer am Pfarrplatz in Grinzing, eine Cuvée aus Müller-Thurgau und Grüner Veltliner, klassisches Heurigengut also! Unser Gansl stammt aus dem Waldviertel, genauer gesagt aus Raabs an der Thaya und wog 2,9 kg. Selten so ein gutes Gansl gegessen! Man kann nicht genug davon haben. Es war ein Hochgenuß!

„Sankt Martin trinkt den guten Wein, laßt ’s Wasser für die Ganserln sein.“

Spruch zum Martiniloben im Burgenland

Das Ganslmenü

  1. Ganslsuppe mit Kaspressknödel
  2. Gansl mit Wiener Rotkraut und Oberpfälzer Knödel
  3. Kastanienreis mit Schlag

Ganslsuppe

Wie eine Hühnersuppe gemacht mit einem Teil der Innereien und Kleinteile vom Gansl: Herz, Magen, Flügerl und das Halserl.

Rezept Gansl

Sauce Den anderen Teil der Innereien und Kleinteile (Herz, Magen, Flügerl und das Halserl) klein schneiden und mit einer geschnittener Karotte, Petersilwurzel, Sellerie und Zwiebel in Entenschmalz scharf anbraten. Mit Portwein ablöschen und mit Geflügelfond aufgießen. 1 Stunde köcheln lassen. Abgießen und die Sauce auf die Seite stellen

Gans Das Gansl innen mit Majoran, Beifuß und Salz einreiben. Drei Äpfel im Ganzen hineinstopfen. Außen die Gans nur mit Salz bitte einreiben. Das Viech auf den Backrohrrost legen, in das Backrohr schieben und darunter ein Reindl mit Wasser stellen für die Feuchtigkeit und um das tropfende Fett aufzufangen. Dann 2 ½ Stunden bei 160 Grad braten. Kurz vor dem Fertigwerden mit Salzwasser besprenkeln, damit die Haut schön knusprig wird. Ganslbraten herausnehmen, warm stellen (abdecken), das Reindl mit dem Saft und dem Fett in eine Fett-Trennkanne gießen und den Saft vom Fett trennen. Das Ganslfett in ein Glas füllen und für ein anderes Mal im Kühlschrank aufbewahren. Den Bratensaft zu der vorbereiteten Ganslsauce dazugeben. Mit Orangensaft, Marillenmarmelade, Majoran und Salz abschmecken und mit Maisstärke binden. Das Gansl tranchieren und anrichten.

Inspiriert von der Kärntner Küche, Willi Tschemernjak*, S. 180, pichler verlag, 2014

Rezept Wiener Rotkraut

Mandoline auf sehr dünn einstellen und das Rotkaut hobeln. Sud 2 ausgepresste Orangen, 1 TL Kümmel, 1 TL Salz miteinander gut vermischen und das Rotkraut 2 Stunden (wir über Nacht) darin ziehen lassen. Anrichten 80 g Schmalz erwärmen , 20 g Zucker dazugeben und karamellisieren lassen. In der Zwischenzeit eine große rote Zwiebel in feine Scheiben schneiden und zum Schmalz geben, die Zwiebel anschwitzen. Mit 1 TL Apfelessig ablöschen. Nun das Rotkraut dazugeben und durchrühren. 200 ml Wasser dazugeben und auf mittlerer Hitze dünsten. Wenn das Rotkraut bißfest ist, Herd hochdrehen, einköcheln lassen und mit einem Achterl roten Portwein ablöschen mit Salz abschmecken.

Gemacht so ähnlich wie im Großen Sacher-Kochbuch*, S. 429 nur haben wir statt Zitronensaft Orangensaft genommen, und Portwein statt rotem Wein.

Oberpfälzer Knödel

Dieses Mal haben wir uns etwas ganz Besonderes ausgedacht: Knödel mit Kartoffeln und Semmeln! Man muß sich also nicht entscheiden, was man lieber hat: Kartoffelknödeln oder Semmelnknödeln. Man kann beides haben! Gefunden haben wir das Rezept in dem Servustv-Buch „Aus Omas Kochbuch“* auf S. 92.

Rezept Oberpfälzer Knödel

150 g mehlige Kartoffel (drei Stück) weichkochen, mit der Kartoffelpresse durchdrücken. ½ kg mehlige Kartoffeln schälen und mit der Zauberette reiben. Diese geriebenen Kartoffeln in ein Tuch geben und ausdrücken, die Flüssigkeit in einer Schale auffangen. Die Flüssigkeit stehen lassen, damit die Kartoffelstärke absinken kann. 100 g Knödelbrot in 1/8 L heißer Milch verrühren. Beide Kartoffelmischungen mit diesem Semmelbrei verrühren, salzen. Das Wasser aus der Schale mit der abgesetzten  Kartoffelstärke wegschütten und die Kartoffelstärke zum Teig geben. Knödeln mit der Hand formen. Salzwasser aufkochen. Zurückdrehen und die Knödeln darin 20 Min. ziehen lassen.

Beifuß ist das Ganslkraut

Beifuß gehört hinein in den fetten Ganslbraten, weil er ihn bekömmlicher macht. Man kann ihn schon ganz zu Beginn des Kochens dazugeben; hitzebeständig wie er ist, verliert er dabei nicht seine Eigenschaften.

Das Gansl und der Sparverein

„Herr Vorsitzender! Das Gansl war jedes Jahr da!“ so rief der legendäre Herr Karl, gespielt von Helmut Qualtinger, um seinen Griff in die Kassa vom Sparverein kleinzureden, dessen Kassier er war. Das war 1961, damals hat man einen Sparverein gegründet, auf einen schönen Namen getauft, wie z.B. „Bienerln von Hernals“ .… oder „Eichkatzerln vom Grund“; und emsig einen Groschen nach dem anderen auf die Seite gelegt. Die Sparverein-Auszahlung erfolgte dann gegen Ende des Jahres, im nahegelegenen Wirtshaus, bei einem Gansl. Die Sparvereine sind mittlerweile so gut wie ausgestorben, aber bei den kolossalen Preisen, die heutzutage verlangt werden, wird man sich den Eintritt in einen Sparverein überlegen müssen, früher oder später. Umgerechnet rund tausend Schilling für ein Gansl, das ist schon ziemlich geschmalzen.

Musik: „An der schönen blauen Donau“ und andere Walzer, Polkas und Märsche der Strauss-Familie, gespielt von Willi Boskovsky und den Wiener Philharmonikern*, aufgenommen in den 1960er und 70er Jahren.

Weiterführende Links:

https://www.servus.com/a/gk/goldene-regeln-zum-braten-einer-gans

https://www.heute.at/s/wirt-bei-uns-wird-das-biogansl-heuer-32-euro-kosten-100231507

https://www.heute.at/s/wiener-wirt-verlangt-fuer-1-kilo-vanillekipferl-44-euro-100236627

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20191017_OTS0018/martiniloben-brauchtum-und-kulinarisches-rund-um-martini-im-tal-der-geschichten-entdecken-bild

https://kurier.at/genuss/gans-ganz-bekoemmlich-tricks-der-koeche/229.981.007

Zitat „Herr Vorsitzender! Das Gansl war jedes Jahr da!“ auf S. 8:

https://oe99.staatsarchiv.at/20-jh/der-herr-karl/

Schopfbraten mit Letscho (für Gottfried Kumpf)

Gottfried Kumpf ist von uns gegangen. Er war Bildhauer und Maler, Kinderbuchillustrator, Festhalter des burgenländischen Lichts, niemand konnte das Licht im Burgenland auf die Leinwand bannen so wie er. Er war Gestalter von Briefmarken, Autobahnraststätten und Thermen, Hersteller der schönsten Tierfiguren, groß und klein, wie dem Elefanten „Jonathan“, der mit dem Gesäß, den man am liebsten abschmurln möchte, oder dem Esel „Grey“, der schön ist, aber nicht stolz. Der Esel war sein Lieblingstier, weil der Esel ein geduldiger, einfacher und bescheidener Begleiter des Menschen war in allen Zeiten und Kulturen. Und so sind seine Menschen gemalt: etwas rundlich und stämmig, mit beiden Füßen fest auf der Erde stehend, regsam, zufrieden und gutmütig. Vor allem bekannt aber dürfte er sein als Schöpfer der liebevoll „der Asoziale“ genannten Figur, die kaum wie eine andere Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Manchmal findet man ihn auf einem Bild, versteckt unter einem Baum, dann im Schilf, jedenfalls abseits des Trubels. Ihm genügt es, wenn er auf einem Hügel sitzt, unter der brennenden Sonne des Burgenlands. Entsprechend gegerbt ist die Haut des Asozialen. „Im Sonnenschein – habe ich den Tag genossen“ hieß eines seiner jüngeren Bilder (2021).

Es ist schon einige Wochen her, daß Gottfried Kumpf von uns gegangen ist: am Montag, dem 5. Sept., Aber wir haben es erst in diesen Tagen mitbekommen. Beim Stöbern im Dorotheum sah ich plötzlich neben dem Geburtsjahr auch das Todesjahr 2022 bei seinem Namen. Ich konnte es zuerst gar nicht glauben, hielt es für einen schrecklichen Irrtum. Erst nachdem ich die Todesnachrichten im Internet fand, war jeder Irrtum ausgeschlossen und so mußte ich es mit Betrübnis zur Kenntnis nehmen.

Ich weiß zwar nicht, ob ihm das geschmeckt hätte, aber ihm zu Ehren gibt es heute einen Schopfbraten mit Letscho. Das ist das Passendste, was uns zu Kumpf einfiel, in kulinarischer Hinsicht.

Das Burgenland ist ein kleiner Streifen, eingequetscht zwischen Österreich und Ungarn, ein fließender Übergang vom Wiener Becken in die Pannonische Tiefebene, eine Art Niemandsland. Wenn man es mit der Bahn quert, unterwegs zwischen Wien und Budapest – oder mit dem Auto darüber hinwegfährt, merkt man es kaum. Und doch hat Gottfried Kumpf einen beträchtlichen Teil seines Lebens diesem Stück Land gewidmet. 1980 hat er mit anderen zur Erhaltung des Naturschutzgebiets „Lange Lacke“ beigetragen, einem der letzten Rückzuggebiete Europas für Wasservögel und einem Paradies für Vogelgucker. Der „Löffler über der Langen Lacke“ wurde stellvertretend für die vielen Watvogelarten zum Symbol der Kampagne für den Nationalpark „Neusiedler See – Seewinkel“ und zu einem seiner bekanntesten Sujets, auch Poster wurden davon gedruckt. Reisebüros vermitteln Reisen zur „Langen Lacke“. Es ist eines der schönsten Orte des Burgenlandes.

Danke für alles, Gottfried Kumpf!

Quellen:

www.kumpf.at

https://www.wwf.at/bild-der-woche-happy-birthday-gottfried-kumpf/

https://www.wwf.at/wwf-oesterreich-trauert-um-kuenstler-und-ehrenmitglied-gottfried-kumpf/

https://burgenland.orf.at/magazin/stories/3177315/

https://www.salzburg24.at/news/salzburg/tennengau/gottfried-kumpf-salzburger-kuenstler-verstorben-126705412

https://www.sn.at/kultur/allgemein/kuenstler-gottfried-kumpf-91-jaehrig-gestorben-126706537

https://www.hofer-reisen.at/service/neusiedlersee-lange-lacke-9527891

https://www.burgenland.info/dc/detail/POI/lange-lacke-13

https://www.bluehendesoesterreich.at/naturmagazin/am-gaensestrich-raststaette-fuer-weitreisende

Man kann heiraten im Kumpf-Hof:

https://www.kumpfhof.at/