„Einmal Bruckner Spezial bitte“ und schon kommt ein Geselchtes mit Kraut und Kartoffelknödeln. Dazu Sturm. Dies kommt dem Lieblingsessen von Anton Bruckner ziemlich nahe. Der hatte Griesknödeln, haben wir nicht bekommen und Most statt Sturm, aber Sturm ist ein in Gärung befindlicher Most. Deshalb steht auf der Kapsel: Stehend lagern.
Anton Bruckner wäre heute, am 4. Sept. 2024 200 Jahre alt geworden. Prost!
Dieses Essen ist deftig und urwüchsig, man möchte sich fast den Mund im Ärmel abwischen, nachdem man gegessen oder einen Schluck Sturm getrunken hat. Und man fragt sich, wie jemand mit so einem bodenständigen Gemüt solch Musik komponieren konnte. Nun vielleicht liegt es genau daran, daß man nur von einer festen Grundlage ausgehend, sich zu neuen Höhen aufschwingen kann. Auch der Küchenfee hats geschmeckt.
Wenn man eine Menschentraube vor dem noch geschlossenen „Sisi Museum“ warten sieht, und das am Sonntag, um 9:00 morgens in aller Herrgottsfrüh,… wenn die Ballkinder wie verlorene Federn über den Gehsteig wehen, im rauschenden Ballkleid oder im festlichen Frack,… ist das ein untrügliches Zeichen dafür daß man in Wien ist; man kann sogar den Tag bestimmen: Faschingssonntag. Unser Weg führte an ihnen vorbei zum Michaelerplatz durch die Hofburg dann durch das Schweizertor, zur Hofburgkapelle, wo wir an der Hl. Messe teilnahmen: Anton Bruckner, Messe Nr. 1 in d-Moll, dargeboten mit berauschender Kraft und herzergreifender Klarheit von den Wiener Sängerknaben und Mitgliedern des Orchesters & Herrenchors der Wiener Staatsoper. Als kleines Zuckerl kommen die Wiener Sängerknaben nach der Messe von der Musikempore herunter sodaß man sie auch selbst sehen kann; und singen das „Ave Maria“ von Zoltán Kodály. Als Nachspiel („Postludium“) gab es noch eine Ouvertüre von Mozart auf der Orgel. Die Messe wurde auf Latein, Deutsch und ein bisserl Englisch gehalten für unsere ausländischen Gäste aus Nah und Fern vor allem aus sehr Fern: aus Japan und China. Auf dem Rückweg begegneten wir den Lipizzanern, die aus dem Michaelertrakt der Hofburg über die Straße zu den Stallungen geführt wurden.
Zu Hause angekommen gab es eine kleine Stärkung:
Fenchelscheiben-Vollkornbrot
Fenchel in feine Scheiben schneiden, kurz in einer Marinade aus Zitronensaft und Olivenöl, Ahornsirup und Salz ziehen lassen. Die Fenchelstreifen auf ein Stück Brot legen und mit der Marinade etwas beträufeln, dann Ziegenkäse darauf legen und ein bißchen von oben draufgrillen.
Tomaten-Chutney-Vollkornbrot
Tomaten-Chutney wie hier machen und ein Brot damit bestreichen und mit etwas Ziegenkäse belegen und ebenso draufgrillen.
Brot: Sauerteigbrot mit Emmer- und Dinkel-Vollkornmehl
Der Fenchel-Orangensalat hat uns so gut geschmeckt, daß die Idee geboren wurde, einmal Brot mit Fenchel zu versuchen. Genauso kam der Küchenfee in den Sinn, das Tomaten-Chutney, das wir bei den gebackenen Auberginen hatten, siehe hier, auf Vollkornbrot zu streichen. Eine gute Idee, wie sich herausgestellt hat.
Eigentlich ist ja nur das Schnitzel vom Kalb das richtige Wiener Schnitzel. Doch am häufigsten gegessen wird das Schnitzel vom Schwein, das ist deutlich günstiger als vom Kalb und auch sehr gut. Das Schnitzel vom Schwein wird vom Schlögel gemacht, auch Kaiserteil genannt oder Schale, dieses ist bestens geeignet für Schnitzel, weil es besonders fein ist – fast wie Kalbfleisch. Mit einem Schweinsschnitzel kann man sich etwas besonders Gutes gönnen, mit einem Schwein ist man eben bestens bedient! Typisch österreichisch.
Unser Schlögel war aus dem Lafnitztal in der Steiermark, es war schon aufgeschnitten, wir mußten es nur noch panieren und in Schweineschmalz herausbacken. Dazu gab’s Kartoffelsalat.
A n t o n B r u c k n e r war bekannt für seinen gesegneten Appetit, seine Leibspeis war Gselchtes mit gebackener Blunzn, Kren und Sauerkraut. Nächstes Jahr feiern wir Anton Bruckners 200. Geburtstag. Zum Brucknerjahr 2024 gibt es die Gesamtaufnahme aller 11 Sinfonien von den Wiener Philharmonikern mit Christian Thielemann. Der oberösterreichische Sinfoniker und Katholik, ist der Musiker, der zur Aufmerksamkeit zwingt; seinen Klanggebäuden kann man nicht mit einem halben Ohr folgen. 1,5 Stunden lang ist kein Tippen auf dem Mobiltelefon möglich, man ist dieser Musik ausgesetzt, den langen Momenten der Stille wie den mächtigen Klängen; Bruckner ist eine Erfahrung. Eingeläutet wird das Brucknerjahr zum Neujahrskonzert 2024, bei dem zum ersten Mal ein Stück von Bruckner gespielt wird. Christian Thielemann dirigiert.
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