Das Paprikahuhn ist eine Messe wert

Paprikahuhn mit Knoblauch-Gurkensalat und Nockerln

Das Paprikahuhn ist ein aus Ungarn eingewandertes Gericht, das sich äußerster Beliebtheit erfreute, ohne ungarisches Paprikahendl wäre die Wiener Küche unvollständig.

Nach Plachutta, Wagner: Die gute Küche, das österreichische Jahrhundert-Kochbuch, 1993, S. 351

Wir haben es ein bisserl anders gemacht, bei uns kommt auch noch eine frische Paprikaschote und eine ganze Tomate hinein, wie das in Ungarn der Brauch ist.

Da wir noch von den Saté-Spießchen die Hühnerkarkassen hatten, woraus eine Hühnersuppe entstand, brauchten wir nur noch Hühnerkeulen für dieses Gericht, kein ganzes Huhn. Es war zwar nicht vom Sulmtaler, aber vom Steirerhuhn, das vom Bauernhof mit Freilauf. Auf sowas achten wir schon, deshalb gehen wir auch ungern auswärts essen, wenn wir nicht selber bestimmen können, wo es hingeht. Beim gestrigen Heurigenbesuch konnte ich nicht unterscheiden, ob das Cordon vom Huhn oder Schwein war, mir kam‘s vor wie in vitrio entstanden. Nächstes Mal nehme ich auch gebackene Champignons, wie die Hofköchin.


Wenn man eine fertige Hühnersuppe hat, geht es so an:

REZEPT

Die Ober- und Unterkeulen salzen, wenig Olivenöl in eine Pfanne geben und darin farblos anbraten. Gleichzeitig die fein geschnittenen Zwiebeln in einem Topf mit Olivenöl anschwitzen. Die Keulen in den Topf dazugeben. Echtes ungarisches Paprikapulver und Tomatenflocken dazugeben. Die Pfanne mit Hühnersuppe ablöschen und den Bratenansatz zum Topf schütten. Mit restlicher Hühnersuppe auffüllen, sodaß es bedeckt ist. Den grünen Paprika putzen, vierteilen, dazugeben. Eine ganze Tomate sowie Zitronenschäler dazugeben, salzen. Etwa 1 Stunde köcheln lassen, bis das Fleisch vom Knochen fällt. Hühnerkeulen herausheben und auf die Seite stellen. Die grüne Paprika und Tomate weggeben. Mehl mit Sauerrahm cremig rühren. Ein bißchen Saft dazu geben. Diese Mischung in die köchelnde Soße unter ständigem Rühren einrühren. Zum Binden etwa 5 Min. köcheln lassen. Durch ein Sieb passieren. Die Soße wieder in den Topf gießen. Hühnerkeulen hineingeben. Und ein paar Minuten in der Soße erwärmen.


Dazu Gurkensalat in Knoblauch-Sauerrahm und Strozzapreti


Ewald Plachutta und Christoph Wagner schreiben in ihrem Jahrhundert-Kochbuch: „Das Huhn ist eine Messe wert“1 Der Minnesänger Heinrich von Neustadt hat beobachtet, daß die Wiener schon vor der Messe am Sonntag sich ein halbes Brathendl hineingestopft haben. Das war allerdings im 14. Jahrhundert… – danach in der Barockzeit sind die Sitten strenger geworden. Messe beiwohnen ging dann nur mehr mit nüchternem Magen. Völlerei erst nach dem Gotteslob. Also wenn es dann ein Paprikahendl  gegeben hat, so wär mir das auch eine Messe wert gewesen.

Auf der Doppelseite des Jahrhundert-Kochbuchs, auf der das vermerkt ist, finden sich drei Schlager mit Huhn; – eines davon das gegenständliche Paprikahendl, dem wir uns heute annähern. Ein anderes, das Brathendl, mit dem der Wienerwald-Jahn berühmt geworden ist; und als Drittes das Einmachhuhn, das aus Frankreich kommt – das Frikasseehuhn. Alle drei sind völlig unterschiedlich und da ist noch nicht einmal das Backhendl dabei – das spricht für die Vielseitigkeit die Virtuosität des Huhns.


1„Paris ist eine Messe wert“ („Paris vaut bien une messe“), Heinrich IV war Calvinist, weshalb ihm die Hl. Liga und der Papst die französische Krone verwehrten. Daraufhin trat er zum Katholizismus über und wurde 1594 König. Von da kommt der Spruch her. (nach dem 24-bändigen Brockhaus Band 9, 1989, S. 632). Damals war die Trennung von Kirche und Staat noch nicht vollzogen.

Fotos und Text © 2025 https://kuechenereignisse.com

Hortobagi-Palatschinken

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Außen knusprig, innen ganz weich, das sind Hortobagi-Palatschinken aus Ungarn. Man spricht sie tatsächlich so aus, wie es geschrieben ist: Hortobagi, nicht Hortobadschi. „G“ bleibt „g“, nur aus „cs“ wird „dsch“ wie man an den eingedeutschten Palatschinken sieht. Trotzdem ist natürlich die Wortfindung „Hatschi-Bratschi-Palatschinken“ nicht zu verachten, wie sie mir eine Leserin freundlicherweise zugetragen hat. Wer eine Ungarische Kulinarikwoche vorhat, sollte mit einem Paprikahendl anfangen und dann zügig zu den Hortobagi-Palatschinken fortschreiten. Diese sind nämlich die unmittelbaren Vorgänger, wie ihr gleich sehen werdet.  Es gibt nicht viele Rezepte, die als Resteverwertung das ursprüngliche Gericht übertreffen können. Das muss man den Ungarn erst einmal nachmachen.