Diese Krapfen sind nichts für Süße! Zwar wird ein Germteig verwendet, aber mit Kartoffeln und es ist keine Marmeladefüllung darin. Für alle, die gerne Krapfen essen, am Güssinger Faschingsdienstag. Gü Gü Sing Sing1. Nach einem alten Rezept aus dem südlichen Burgenland.
Aus Güssing kennt man den Uhudler und das Güssinger Mineralwasser, vielleicht neuerdings auch die Garnelen. Aber Güssinger Krapfen fand ich nur in Franz Maier-Brucks „Vom Essen auf dem Lande“2, – woher er sie hat, können wir nicht fragen, er verstarb kurz nach Erscheinen des Buches und das ist nun auch schon ein Weilchen her, über 40 Jahre. Wir wissen nur, daß die in „Vom Essen auf dem Lande“ gesammelten Rezepte aus handschriftlichen Aufzeichnungen der Bevölkerung stammen. Woher die burgenländische Bäuerin das Rezept gehabt hat, ist unbekannt. Im Internet findet man nur Massinger Krapfen3, die werden so ähnlich gemacht. Massing ist ein Ort bei Krieglach, Krieglach ist 80 km von Güssing entfernt, irgendwie ist vielleicht das Rezept dort hingelangt, ist ja nicht so weit. Güssing, Massing… das klingt so ähnlich… hat sich Franz Maier nur verlesen und es waren eh Massinger Krapfen gemeint? Früher schrieb man ja in Kurrent; dem M und dem G sowie dem kleinen a und dem u sind gewisse Ähnlichkeiten nicht abzusprechen. Zwischen den Güssinger und den Massinger Krapfen bestehen allerdings Unterschiede: die Güssinger werden mit Gselchtem gefüllt, die Massinger mit Schweinsbratenresten und gekochtem Räucherschopf. Bei den Güssinger kommen auch Kartoffeln in den Germteig, die Güssinger sind rund, die Massinger eckig. Vermutlich sind die Güssinger Krapfen einfach noch nicht entdeckt worden, von der breiten Masse.
G ü s s i n g e r K r a p f e n Für 15 Stk. 8 mittelgroße speckige Erdäpfel im Backrohr weich backen, schälen und passieren. Ein halbes Packerl Germ mit 1/8 L lauwarmer Milch auflösen, 1 Ei, 40 g zerlassenes Schweinefett, eine Prise Salz, und Mehl einrühren, bis ein mittelfester Teig entsteht. Teig mit der Erdäpfelmasse glatt kneten, in einer Schüssel mit einem feuchten Tuch abdecken und das Dampfl eine Stunde aufgehen lassen. 200 g Geselchte vom Schweinernen (Karree) hacken, 1 fein geschnittene Zwiebel in 1 EL Schmalz glasig gelb anschwitzen und das gehackte Selchfleisch darin rösten, pfeffern. Darunter Schnittlauchröllchen mischen. Teig auf bemehlter Oberfläche fingerdick ausrollen, zu Scheiberln mit 7 cm Durchmesser ausstechen. Ein Häuferl Selchfleisch auf ein Scheiberl platzieren, ein zweites Scheiberl drauflegen und die Ränder zusammendrücken. Mit einem feuchten Gschirrhangerl abdecken, eine ¾ Stunde warm stellen und aufgehen lassen. A n r i c h t e n In einer Pfanne mit Schmalz beidseitig herausbacken. Sofort mit Sauerkraut servieren.
Schlußbemerkung
1 „So ruft mit uns mit frohem Sinn, es lebe der Fasching Gü Gü Sing Sing“, hallt es also zum 50. Mal durch die Stadt: https://www.bvz.at/guessing/faschinghochburg-guessing-ruestet-sich-fuer-die-naerrische-zeit-393733568
2„Vom Essen auf dem Lande“, Franz Maier-Bruck, 1981, S. 46
3 https://www.servus.com/r/massinger-fleischkrapfen
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