Auf der Suche nach dem Originalrezept – 100 Jahre Caesar‘s Salad

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Der 4. Juli nähert sich mit Riesenschritten, jener Tag, an dem Cesare Cardini vor 100 Jahren den denkwürdigen Einfall eines Salates für eine Horde Amerikaner hatte, die in sein Hotel-Restaurant jenseits der Grenze in Mexiko einfielen, um den Nationalfeiertag zu feiern. Und wir haben das Salatbuch mit dem Rezept auf unbestimmte Zeit verborgt. Aber eigentlich macht das gar nichts, wir wissen genau, wie man den Caesar’s Salad macht, und heute machen wir ihn so, also die Küchenfee, wie er ursprünglich damals 1924 im Restaurant vom Hotel Caesar in Tijuana, Baja California, Mexiko erfunden wurde. Ohne großen Aufheben kann jeder dabei zusehen, wie der Caesar’s Salad entsteht. Im Lokal seines Ursprungs wird er heutzutage am Tisch zubereitet, während man in sein Mobiltelefon in der einen Hand starrt und in der anderen einen Dirty Martini oder ein Glas Rotwein schwenkt. 100 Jahre sind eine lange Zeit, das Hotel-Restaurant wechselte mehrmals den Besitzer und in all den Jahren hat sich der Caesar’s Salad zu einem Dauerbrenner entwickelt. Ich könnt mir gut vorstellen, daß es ihn gibt wie bei einem Wiener Würstelstandl – nur statt Hot Dog bestellt man „ensalada Caesar por favor”. Komisch, daß daran noch niemand gedacht hat. Das würde ich eine kulturelle Bereicherung nennen.

Die unzähligen Abwandlungen können das Originalrezept nicht verleugnen, mit oder ohne Chicken oder sonstigen Ergänzungen; – denn es geht um das Dressing. Dazu Römersalat, bei uns Kochsalat genannt, wie gewöhnlich – und getoastetes Brot dazu, auch das keine übermächtige Offenbarung, mehr braucht es nicht. Und so haben wir es gemacht:

Rezept: Eine Pfanne erhitzen, etwas Olivenöl hineingeben und Croutons vom alten Roggenbrot darin langsam braten. In einem hohen Becher Dijon-Senf à l‘Ancienne, gehackten Knoblauch, einen Spritzer Zitronensaft und zerdrückten schwarzen Pfeffer geben und verrühren. Dann kommt Dotter hinzu, Worcestersauce, Olivenöl, man verrührt alles mit dem Handmixer, unter Beigabe von Olivenöl, strenge Duftnoten steigen auf, bis es eine Creme wird. Die gehackten Sardellen kommen hinzu und der geriebene Parmesan.

Musik: Dazu La Traviata, Pierre Monteux, Coro e Orchestra del Teatro dell’ Opera di Roma, Rosanna Carteri als Violetta, Cesare Valetti als Alfredo, Aufnahme aus dem Jahr 1956. Wenn man darauf achtet, begegnen einem doch relativ viele Cesare, die gar nichts mit dem alten Julius zu tun haben.

Getränke: Bei uns gab’s weder Martini noch Rotwein, ein Glas Zitronensaft tut’s auch, es war schon ein besonderer: aus Spanien, Pulco.

Der Dijon-Senf

Den Dijon-Senf à l’Ancienne finde ich besser, weil der mit ganzen Senfkörnern ist. Bei anderen Gerichten ist der Dijon-Senf, bei dem alle Senfkörner gemahlen sind, eine geschmeidige Masse ergeben, wieder besser; etwa bei Rindsrouladen, da möchte man nicht auf Senfkörner beißen.

Die Sardellen

Zerdrückte Sardellen oder Anchovis-Paste, beides geht.

Das Dressing

Im Grunde macht man eine Mayonnaise, die mit Senf und Knoblauch aufgebessert wird. Wie das der Kellner im Restaurant in Tijuana macht, ohne motorisierte Hilfsmittel, alle Achtung! Und das direkt vor den Gästen!

100 Jahre Caesar’s Salad

Das Restaurant richtet ein Fest aus, um den 4. Juli herum, zu Ehren des hundertjährigen Bestehens des Caesar’s Salad. Wer Lust hat, fährt mal kurz über die Grenze ins benachbarte Mexiko. Oder wer nicht in L.A. wohnt, bereitet den Caesar’s Salad zu Hause selber zu.


https://www.latimes.com/food/story/2024-01-30/original-caesar-salad-tijuana-100-years

https://www.latimes.com/recipe/original-caesar-salad

Die Hot Dog Parade

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Es gibt Hot Dogs mit Virsli, nur mit Ketchup, mit Senf, mit Cole Slaw, mit Gurkenmayonnaise, mit Rochester-Fleisch-Sauce (S. 159), wobei diese einmal mit Zwiebel und einmal mit Käse sind.

Virsli, gesprochen Wiarschli, so heißen die Frankfurter auf ungarisch.

Inspiriert vom Hot Dog Buch von Russel van Kraayenburg.

Practical Cheese Burger

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Welchen Käse soll man verwenden für einen Cheese Burger? Generationen von Köchen haben sich darüber schon den Kopf zermartert und die Haare wuschelig gemacht, feurige Abhandlungen wurden darüber im Internet veröffentlicht. Ist es der würzige Cheddar, ist es der gute alte Gouda? Oder doch der Rotterdamsche Ziegenkäse? Oder ganz einfach der Appenzeller Schnittkäse direkt aus der Käserei? Klingt alles prächtig, doch rosig ist alle Theorie. Und noch niemandem ist es bisher gelungen, eine kritische Käse-Theorie vorzulegen. Deshalb schreiten wir zur Tat und probieren es einmal mit einem Cheddar! Unberührt davon bleibt, aus was das Fleischlaberl bestehen soll: nämlich aus 100 % Rindfleisch der Fleischerei Ringl. Die Weckerl kommen vom Mauracherhof, es sind auf Weizenteig gestützte Spezialweckerl mit Sesam, extra gemacht für Burger. Wir haben sie uns kommen lassen, aus dem Mühlviertel, denn wir haben sie im Online Shop bestellt. Das war zum ersten Mal und das klappte gleich vorzüglich! Man gibt das Datum ein, an dem es eintreffen soll: et voilà; pünktlich waren sie da. Auch der Senf wurde herbeizitiert für uns aus dem tief verschneiten Mühlviertel. Zuerst haben wir bei „Basic“ ein bisserl von diesem Senf gekauft: ein Tatzerl hat 12 dkg; grad mal so viel, wie ich mir üblicherweise für eine Kostprobe genehmige; größere Gebinde gab es nicht – dafür Apothekerpreise. Doch davon haben wir uns nicht abschrecken lassen. Der Senf schmeckte ausgezeichnet und wurde daher in rauhen Mengen bestellt, direkt beim Hersteller: im 1 kg Glas, drei davon, was auch dem Geldbörsel nicht abträglich ist. Und die bekamen wir auch und zwar mit persönlichen, genußvollen Grüßen!

Cheddar Cheese Burger einmal klassisch und einmal mit Gurken Relish

Gemacht fast wie im Kochbuch: Unser Burger, S. 106 „Der Cheeseburger“ und S. 188 „Welcome to the Jungle“. Den Senf braucht man beim Gurken Relish. Anstelle des im Kochbuch verwendeten Dijon-Senf – ach wie gewöhnlich – und der Senfkörner nahmen wir süßen Senf von Farmgoodies; der ist grobkörnig mit gelber, brauner und schwarzer Senfsaat, äußerst senftig und intensiv. Im unteren Blech im Backrohr haben wir Wasser eingelassen, damit sich beim Aufbacken der Burger Weckerl Schwaden bilden, wie das in der Anleitung stand. Die großen Fleischlaberln wurden auf jeder Seite drei Minuten, die etwas kleineren auf jeder Seite 2 Minuten gebraten und die Großen im Backrohr mit Cheddar überbacken. So blieben die Fleischlabern innen rosig und vor allem saftig und wurden nicht zu Tode gebraten. Vor dem Braten haben wir eine zwei Stunden lange Pause eingelegt.

Das Ergebnis: Die Erwartungen wurden übertroffen. Jeder Biß ein Genuß! Burger mit Charakter. Vollmundig das Gurken Relish. Resch aber fein und mit Geschmack die Burger Weckerl. Saftig und voller Geschmack die Fleischlaberl. Und der Cheddar geronnene Lebensart. Mit einem Wort der Cheddar Cheese Burger war vorzüglich. Davon konnte ich mich höchstpersönlich überzeugen, auch die Burger Queen war hingerissen. Deshalb heißt es ja, praktisch ist auch theoretisch besser.

Der Supermarkt ist tot, es lebe der Online Shop.

Zitat eines nicht adeligen Zukunftsforschers

Rosig nicht grau ist alle Theorie.

Zitat eines praktisch Bewanderten

Hmm, das war köstlich! Burger Queen statt Burger King.

Ein begeisterter Burger King

Rotterdamschen Ziegenkäse hab ich da gefunden (dieser Käse kommt aber hier nicht zum Einsatz):

Fleischerei Ringl (Rindfaschiertes)

http://www.fleischerei-ringl.at/

Mauracherhof (Weckerl)

https://www.mauracherhof.com/brotpaket/produkte/burger-weckerl-back-mich-70g-5-stk..html

Farm Goodies (Senf):

https://www.farmgoodies.net/

Achtung scharfer Hund!

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Als Katerfrühstück nach Silvester gelüstete es uns nach einem Hot Dog. Nach einigem Kochbuchwälzen von „Hot Dogs“ von Russel van Kraayenburg wurde die Entscheidung gefällt zugunsten des Danger Dogs; dieser Hot Dog wird mit Bacon umwickelt, aber wir hatten ja vorgesorgt und hatten Würstel und Speck bei der Hand. Der Danger Dog ist genau das Richtige, um einen Kater zu vertreiben. Achtung das ist kein Kindergeburtstag mit Senf und Ketchup, der ist scharf! Die Hot Dog Sauce wird mit reichlich Chili, Knoblauch und Cayenne-Pfeffer gemacht. Der Danger Dog kann seine Herkunft aus Mexiko nicht verleugnen. Er entstand in den Fünfzigerjahren des Zwanzigsten Jahrhunderts in Tijuana. Illegale Straßenverkäufer brachten ihn unters Volk, daher der Name „Danger Dog“. In New Jersey wurde er abgewandelt und hier ist er nun:

Für 4 Portionen

Brötchen 21 Gramm (also einen Würfel) frische Germ (Hefe) und 60 Milliliter lauwarmes Wasser, eine Prise Zucker und einen Teelöffel Mehl verrühren und aufgehen lassen. 120 Milliliter lauwarmes Wasser mit 300 Gramm Mehl, einem Teelöffel Salz, drei Eßlöffel Zucker und vier Eßlöffel Olivenöl verrühren, die Germ-Mischung dazu geben und mit dem Knethaken den Teig rühren bis von der Innenwand der Schüssel der Teig herunterkommt. Zudecken und auf einem warmen Platzerl zwei Stunden lang gehen lassen. In der Zwischenzeit die klassische Hot Dog Chili Sauce vorbereiten. Eine große fein gehackte Zwiebel in zwei Eßlöffel Olivenöl anschwitzen. Vier geriebene Knoblauchzehen dazu geben und kurz mitschwitzen, einen Teelöffel Kreuzkümmel, einen Teelöffel getrocknete Chili eine Prise Cayenne-Pfeffer und Hundertfünfzig Gramm Tomatenmark dazu geben und kurz mitschwitzen. 400 Gramm Rinderfaschiertes dazu rühren. Fünf bis sechs Minuten anschwitzen. Etwa 200 Milliliter Rinderbrühe dazugießen. Mit Salz abschmecken. Etwa dreißig Minuten köcheln lassen. So. Zurück zu den Brötchen. Den Teig auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben und in vier Teile teilen, alle Teile durchkneten. Mit dem Nudelholz viereckig ausrollen und den Teig mit den Handflächen aufrollen, die Enden zudrücken, die Teile in die Hotdog-Form geben und eine Dreiviertelstunde zugedeckt gehen lassen. Bei 200 Grad etwa eine Viertelstunde backen. Während das Brot bäckt, um die Wiener Würstel Speck wickeln und mit Holzspießchen befestigen. Und in Butterschmalz frittieren.

Die Spieße nicht vergessen herauszunehmen.

Anrichten Die Würstel abtropfen lassen, die Brötchen aufschneiden und das von den Spießen befreite Würstel hineinlegen. Mit ordentlich Hot Dog Chili Sauce und grob gehackten Zwiebelstücken servieren.


Und wir Nicht-Amerikaner wissen nun, woher der Hot Dog seinen Namen hat.


Nach Russel van Kraayenburg, Haute Dogs, English, p. 64 oder Russel van Kraayenburg, Hot Dogs deutsch, S. 66. Ich empfehle die englischsprachige Originalfassung, da in dieser die Herkunft des Namens „Danger Dog“ richtig erklärt wird.