Hechtfilet mit Limettenpolenta, Sprossensalat und Beeren
Unser Fisch heute war tatsächlich mal der Hecht im Karpfenteich. Nördlich von Wien, viel weiter nördlich als Klosterneuburg, dort wo es kalt ist, auch im Sommer, im Waldviertel also, dort kommt unser Hecht her. Im Karpfenteich wird er als Gesundheitspolizei eingesetzt. Der Hecht ist wie der Delphin: schön zum Anschauen aber ein Räuber! Wer nicht schnell genug ist, den fressen die Hechte. Das grausame Gesetz der Natur: – verwirklicht im Naturteich im Waldviertel, mehr Bio geht nicht.
Wir haben uns diesen Hecht geleistet, weil er so einmalig im Geschmack sein soll. Leider hat er auch viele Nachteile, nämlich Gräten en masse, die in mühevoller Arbeit herausgepickt werden müssen.
Na, den kauf ich nie wieder!
Die Hofköchin bei der Pitzlerei, die Gräten zu entfernen.
Deshalb wird es wohl bei diesem einen Mal bleiben. Und daher gibt es auch kein Rezept an dieser Stelle. Überhaupt findet man kaum Rezepte für Hecht, wir rekurrierten auf das eine Rezept, das wir schon kennen, im Sacher-Kochbuch aus dem Jahr 2018.
Hecht ist berühmter, als sein Geschmack erahnen läßt: besser schmeckte uns die Polenta. Und der Salat mit Himbeeren, Heidelbeeren, Kresse, Rucola, Radieschensprossen und Erbsensprossen. Angemacht wurde der mit Wildheidelbeeressig „Balsam-Star“. Dieser Essig besteht tatsächlich aus Heidelbeeren und nicht aus „Aroma“. Man kann ihn auch trinken, wenn man ihn verdünnt. Dieser Essig „vom Fass“, so nennt sich das Geschäft in der Nähe vom Stephansdom, ist mit uns mitgekommen bei unserem heutigen Besuch auf der Freyung.
Das Geheimnis ist gelüftet, wir wissen nun, warum im Café Diglas in der Wollzeile der Windfang manchmal offen bleibt, dh auf Durchzug geschaltet wird. Im Windfang drin ist ein Schild, auf dem steht, daß man warten soll, beim Eingang, bis man abgeholt wird. Zaghaft öffnen die frischen Gäste die Tür zum Gastraum, trauen sich aber nicht herein, schauen erstmal neugierig. Dahinter kommen die nächsten, in diesem Fall wir – und schon sind beide Türen offen. Wir haben die Leute weggestampert, sie mögen doch bitte nach dem Windfang warten. Beim Verlassen des Lokals wurden wir vom Ober darüber aufgeklärt, daß das sehr wohl so gemeint sei, daß die Leute im Windfang stehen bleiben sollen. Mit großen Augen gingen wir weiter.
Am Bauernmarkt auf der Freyung
Eine gut aufgelegte Küchenfee wünschte einem Mann ein herzhaftes „Mahlzeit“! Er stand hinter uns und aß eine Leberkässemmel aus dem Papierl, während er darauf wartete, bis wir endlich unseren Einkauf beim Käse beendeten. Dann ging es weiter zum Thum. „I siech solche Sachen sofort“, sagte die Küchenfee und meinte das “Grammelschmalz da hinten“, wovon Fräulein J. auch ihrem Papa mitnahm. Weiters deckten wir uns ein mit Mangalitza-Beinschinken, Sacherwürsteln, ausgelösten Schopf vom Mangalitza. Beim Einpacken machte eine Tasche ein Hoppala und fiel zu Boden, doch nicht auf die Butterseite, nichts passiert.
Bei Biofisch nahmen wir frisch abgeschnittenen gebeizten Lachs, der dann auf Toast heute am Abend serviert wurde. Dieser schmeckte uns so gut, daß wir uns den für den Silvesterabend vorstellen können. Weitere Mitbringsel vom Fisch: geräucherter Karpfen, Lachs auf Spießen in Teriyaki-Sauce. Dieses Wochenende werden Kekse gebacken, da gibt es nur Semmeln und Toast mit Schinken, Käse und geräuchertem Fisch.
Da wir anschließend zu einer Geburtstagsfeier eingeladen waren, fiel die Heimfahrt mit dem Taxi aus. So eilten wir durch das Gewurl am Michaelerplatz, dort kam uns ein festentschlossener Kamikaze-Radfahrer entgegen. Danach kam das Geschiebe zum Stillstand. Wir beschlossen, auf die andere Straßenseite zu wechseln, um dem Stau zu entgehen und verloren uns kurzfristig.
Ein Auto mit dem Kennzeichen WZ (Weiz, Südoststeiermark) hupte hinter mir und fuhr dann auf meine Höhe vor. Wild gestikulierend, mit finsterem Gesicht, tobte ein Mann hinterm Lenkrad. Ich ging neben dem überfüllten Gehsteig auf der Fahrradspur in entgegengesetzter Richtung. Da hätte ich gerne meine Pulcinella-Maske aufgehabt, die Rabenschwarze mit der langen häßlichen Nase, aus der Commedia dell’arte, na da hätte der aber geschaut!
Dieses Mal saßen wir ein Stück weiter hinten, sodaß uns der Durchzug vom Windfang nichts anhaben konnte.
Eine dieser Taschen machte ein Hoppala. Dahinter ganz versteckt, das Grammelschmalz.
Eine lange Schlange zur Anton-Bruckner-Ausstellung. Ich werde mir die nach den Feiertagen anschauen, dann sind hoffentlich weniger Leute.
Das Frühstück nahmen wir diesmal im Café Diglas in der Wollzeile ein, dessen Namensgeber mit dem Casino Zögernitz in Döbling verbunden ist, dort wo nämlich Johann Strauß Vater und Sohn am Wochenende aufgeigten. Im Café Diglas selbst war Franz Lehar regelmäßig zu Gast aber auch Karl Farkas und Heimito von Doderer. Ob es die israelische Eierspeise Shakshuka damals schon auf die Speiskarte geschafft hat, darf bezweifelt werden, ich war jedenfalls hocherfreut, sie deroselbst dort vorzufinden; die Küchenfee nahm ein „schnelles Diglas-Frühstück“, was bedeutete, ein Briochekipferl und eine Melange. Wir saßen in der Nähe der Eingangstür. Das machte aber nichts, da durch einen Windfang die Kälte am Eindringen in den Gastraum abgehalten wurde. Das funktionierte recht gut, bis auf ein paar wenige Ausnahmen, die es zustande brachten, die beiden doch relativ weit auseinander stehenden Türen gleichzeitig offen zu halten.
Shakshuka, Café Diglas in der Wollzeile
Windfang, Café Diglas
Erster Halt war in dem reichhaltigen, aber wenig geräumigen Geschirrgeschäft in der Wollzeile – Lackstätter Geschirr – wo die Küchenfee Ausstecher für Kekse, Madeleines und eine Silikonmatte für Pralinen erstand. Die Keksezeit kann beginnen! Beim Hinausgehen erkannte die Küchenfee, daß ein anderer Keksausstecher für Rudolph, das rotnasige Rentier, besser geeignet wäre. Umstandslos entnahm die freundliche Verkäuferin den Ausstecher der Vitrine und tauschte ihn um.
Kekseausstecher Lackstätter Geschirr
Lackstätter Geschirr, Wollzeile
Auf dem Bauernmarkt auf der Freyung ging es zuerst zum Käsestand. Dort konnten wir zum ersten Mal Ziegenrohmlich und Schafrohmilch erstehen. Mal probieren. Nebst Graukas und anderen Käsesorten gab es auch bröseligen Topfen, den wir für Topfenhaluschka gut gebrauchen können.
Nur bröseligen Topfen für Topfenhaluschka, sonst keinen!
Beim Stand von Thum holten wir uns den vorbestellten Schweinsbraten ab. Eine Frau fragte: Herr Thum, was empfehlen Sie? Wo soll ich mein Catering für Weihnachten bestellen: beim Gerstner oder beim Schwarzen Kameel? Oder doch besser beim Meinl am Graben wegen der größeren Auswahl? Sie wolle dieses Jahr zu Weihnachten nicht kochen.
Bitte, darf ich es sagen, bitte, bitte? Doch der Bitte wurde nicht stattgegeben.
Vorm Stand von Thum zur Frage, was der beste Catering Service sei.
Eine andere Frau bestellte „dringend eine Schinkensemmel ohne Kren“ für ihren Buben. Danach ging es erst los mit den Bestellungen. Eigentlich ist das ja meine übliche Vorgehensweise – zumal auch ich immer angesichts der prächtigen Auswahl Hunger verspüre – zuallererst eine Leberkassemmel oder Ähnliches zu bestellen, an der ich mich genüßlich labe, um mit Gelassenheit dabei zuzuschauen, wie der restliche Einkauf über die Bühne geht.
Prächtige Auswahl in einer Vitrine von Thum, Bauernmarkt auf der Freyung
Bei Biofisch ließen wir uns über die Vorbestellungsmöglichkeiten für den Weihnachtskarpfen beraten. Es ist besser online zu bestellen als per Telefon. Sieht so aus, als ob Eishken Estate dieses Jahr leer ausgeht bei uns.
Weiters wurden besorgt: Keksstempel am Christkindlmarkt, bei Öfferl: Semmeln, Toast, Topfengolatschen, Himbeerkrapfen, Plundergebäck einmal mit Pistazien-Nougat und einmal mit Vanille-Schoko. Mit dem Taxi ging es nach Hause.
„Kaiserschmarrn“-Stand auf dem Christkindlmarkt auf der Freyung
„Blaudruck“-Stand auf dem Christkindlmarkt auf der Freyung. Mit Indigoblau wird die Blue Jeans gefärbt. Aber diese Färbemethode hat eine länger zurückreichende Tradition als es die Blue Jeans gibt.
Auf dem Christkindlmarkt auf der Freyung mit Blick Richtung Renngasse, rechts der Verwaltungsgerichtshof, daran anschließend das Palais Schönborn-Batthány.
Auf dem Christkindlmarkt auf der Freyung mit Blick Richtung Palais Daun-Kinksy, rechts das Schottenstift
Auf dem Christkindlmarkt auf der Freyung: Süßwarenstand
Auf dem Christkindlmarkt auf der Freyung: Austria-Statue (Verkörperung der k.u.k. Monarchie)
Mangalitza-Schopfbraten mit Schwarzwurzel und Schwarzbrotknödel
Das Mangalitza-Schwein ist das Olivenöl unter den Schweinen. Im Vergleich zu anderen Schweinerassen liegt der Anteil an ungesättigten Fettsäuren ziemlich hoch. Das glaubt man kaum, ist aber so und nein, das haben wir nicht aus der Regenbogenpresse1. Leider wird die Schwarte von der Schinkenmanufaktur Thum abgeschnitten, sodaß wir mit den Fetteinsprengseln im Fleisch unser Auslangen finden müssen. Wir haben das auf dem Stand von Thum auf der Freyung gleich angesprochen. Und ja es wäre möglich, Fleisch mit Schwarte zu bestellen.
Unser Einkaufsbummel begann im Café Engländer, wo wir ein Vitalfrühstück – das hatte die Hofköchin, mit Müsli, Croissants und Butter – und ein Engländerfrühstück mit Spiegelei, Speck, Bratwürstel und baked beans – zu uns nahmen. Mit dabei war wie beim letzten Male die Tochter einer guten Freundin, die nun auch schon eine gute Freundin von uns geworden ist.
Auf dem Weg zum Bauernmarkt kamen wir vorbei bei Schreibwaren Weidler, wo ich vergeblich nach Gallustinte fragte. Die Verkäuferinnen wußten nicht, was das ist, also werde ich es doch im Internet bestellen, wie empfohlen. Danach gings zum Musikverlag Doblinger, wo ich mir die Studienpartitur zu Stravinskys „Histoire du Soldat“ zulegte.
Dort justament, wo sonst der Bauernmarkt residiert, auf der Freyung, hat sich der Christkindlmarkt breit gemacht, wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit. Der Bauernmarkt ist umgezogen, nach Vis-a-vis vom Austriabrunnen. Nach dem Besuch beim Thum,- Gemüse- und Käsestandl und einem Abstecher bei Dr. Kottas, wo wir uns aufwärmten – es hatte knapp über 0°C – gingen wir auf den Christkindlmarkt und genehmigten uns den ersten Punsch dieses Jahr.
Auf dem Bauernmarkt wird bar bezahlt, wie überhaupt oft in Wien nur Münzen und Scheine angenommen werden. Mit Bezahlen per App, wie das in China gang und gäbe ist, kommt man bei uns nicht weit; – vielleicht ein Grund, warum Wien zu einer der unfreundlichsten Städte der Welt gewählt wurde, geschlagen nur von Berlin und München. Wo bleibt Venedig? Man denke nur an den Obolus für den Eintritt in die Lagunenstadt, der 2025 gar von 5 auf 10 Euro steigt! Es gibt Kontrollen unter der Tourimasse, aber das stört scheinbar nicht. Vielleicht sollte man sowas in Wien auch einführen. In Venedig kann man den Wegzoll allerdings bargeldlos entrichten. Das wird schwierig.
Gleich nach dem Bauernmarkt befindet sich der Klosterladen vom Schottenstift. Dieser führt Erzeugnisse von blün, die wir bei gurkerl kennen- und schätzengelernt haben. Doch welche Enttäuschung: kein Gemüse von blün war da, keine Gurken, Paradeiser, Melanzani, Zucchini, was vielleicht der kalten Jahreszeit zuzuschreiben ist, obwohl blün ja Glashäuser betreibt – nur eine Packung Welsleberkäs, die wir natürlich mitnahmen. Aber dafür machten wir eine Entdeckung: sie hatten einen Gin von blün! „Blün wiener gurken london dry gin“. Ich wußte gar nicht, daß man Gin aus Gurken macht. Aber Gin ist einfach nur Alkohol, in diesem Fall hergestellt aus Gurken, der mit Wacholder und Gewürzen versetzt ist. Danach durch die Schottengasse zu öfferl und dann weiter zum Taxistand.
Nach Hause ging es freilich wieder mit dem Taxi durch Wien; – zum zweiten Mal und schon eine Selbstverständlichkeit. Gute Neuerungen finden eben schnell ihren Platz und sind bald Tradition.
Nun gehen wir schon in die vierte Woche unserer gurkerl-Abstinenz. Vieles konnten wir anderswo besorgen, manches nicht, wie die italienische Butter, auf die müssen wir verzichten. Aber andere Molkereien haben auch schöne Butter.
REZEPT MANGALITZA-SCHOPFBRATEN MIT SCHWARZWURZELSAHNE UND SCHWARZBROTKNÖDEL
2 Karotten, ¼ Sellerieknolle, 7 mittlere rote Zwiebel, in grobe Stücke schneiden. Mit einem Stück Selchspeck im Bräter anbraten. 5 in Scheiben geschnittene Knoblauchzehen in den Bräter geben. Mitrösten. Die äußeren 3 Stangen einer Selleriestaude, die auch in grobe Stücke geschnitten wurden, in den Bräter geben. Mitrösten. Mit Portwein ablöschen, vollständig einköcheln. Mit Rinderfond aufgießen. Gewürze – Lorbeerblatt, Pimentkörner, Pfeffer, Wacholderbeeren dazugeben und auf die Seite stellen. Die P a s t e vorbereiten: 1 TL Butterschmalz in einem kleinen Topf erwärmen. 2 EL Kümmel, 2 EL getrockneten Majoran, 2 TL Salz und 10 geriebene Knoblauchzehen und für die Farbe 1 EL Paprikacreme zusammenrühren, bis man eine Paste kriegt. Mit dieser Paste den 2 kg Mangalitza-Schopfbraten schön einmassieren. Das Fleisch in den Bräter legen und noch 3 bis 4 kleine Scheiben getrocknetes Roggenbrot für die Sämigkeit hineingeben. Bei 180°C für 50 Min. ins Backrohr schieben. Herausheben und das Fleisch umdrehen, Flüssigkeit nachfüllen, wenn nötig. Und 40 Min. braten. Dann herausnehmen, das Fleisch aus dem Bräter nehmen und in einen sauberen Bräter umbetten, nochmal umdrehen, weitere 20 Min. bei 180°C in den Ofen schieben. S o ß e Das Gemüse durch ein groben Sieb abseihen und mit dem Gummispatel durchdrücken, damit man ein bißchen Konsistenz hat. Dann mit der Fettkanne trennen. Auf die Seite stellen. In der Z w i s c h e n z e i t während der Schopfbraten im Ofen bratet, die Schwarzwurzeln vorbreiten. Die Schwarzwurzeln schälen, in Essigwasser einlegen. Die Schwarzwurzeln in einem Dampfgarer dämpfen, bis sie bißfest sind, herausheben und in 5 cm große Stücke schneiden, in Butterschmalz in einer Pfanne anbraten. Dann mit 250 ml Sahne aufgießen, aufkochen, einköcheln. Auf die Seite stellen. Kurz vor dem Servieren, 50 ml Sahne aufschlagen, Zitronenschalenabrieb, Salz wenn nötig, und kleingehackten frischen Kren hineingeben. Ein zwei Minuten auf dem Herd durchziehen lassen. Vom Herd ziehen und die frisch geschlagene Sahne unterrühren, sofort servieren. S c h w a r z b r o t k n ö d e l 300g altbackenes Roggenbrot, die Brotrinde abschneiden, ergibt 100 g Rinde, diese in der Zauberrette zu Bröseln verarbeiten. Das restliche Brot würfeln. 2 kleine Zwiebel in Butterschmalz goldbraun anbraten. 100 ml Milch aufgießen und wärmen. Salz und geriebene Muskatnuß hineingeben und gehackte Petersilie. Diese Mischung auf die Brotwürfel geben, zusammenkneten, wenn nötig Stärke oder Mehl reingeben, Knödel mit der Hand formen. Im Dampfgarer fertig dämpfen. Durch die Brotbrösel walzen und sofort servieren.
Rahmschwarzwurzeln und Schwarzbrotknödel angelehnt an ein Rezept aus: Alexander Herrmann, AH IQ 3 Anlaß, S. 48, Collection Rolf Heyne, 2012.
Weinbegleitung: Scottos, 2021, NÖ, Vertrieb Stift Schotten, Freyung 6 A – 1010 Wien. Cabernet Sauvignon und Merlot 12 Monate in Eichenfässer gelagert. Auf dem Etikett steht: Herzog Heinrich II. Jasomirgott machte Wien zur Residenz des Babenbergerreiches. Im Jahr 1155 berief er Iro-Schottische Mönche nach Wien und gründete damit das Schottenstift. Der Schriftzug der Gründungsurkunde (Scottos) ziert heute den Top-Wein des Schottenstiftes. Word kennt nicht Babenbergerreich noch Jasomirgott, auch hier macht es eine rote Wellenlinie. Daß Word nichts mit Österreich anzufangen weiß, beweist es eindrucksvoll immer wieder. Das Weingut wird nicht genannt, das Stift macht nur den Vertrieb. Leichter bekömmlicher Wein, sehr süffig und fruchtig.
Serviettenform: Lilien
Als Vorspeise gab es Katonák (Soldaten) vom Mangalitza-Speck, daher kam zum Schweinsbraten auch noch Kraut mit Mangalitza-Speck. REZEPT Mangalitza-Speck klein würfeln. Auf mittlerer Hitze in der Bratpfanne leise anbraten, und das Fett langsam auslassen. 2 kleine fein gehackte Zwiebel dazu geben. Anbraten. Dann mit Honig karamelisieren. Mit rotem Balsamico-Essig ablöschen. Ganz einköcheln. Dann das feingeschnittene Kraut, die Hälfte haben die Kuckackák aufgefressen, in die Bratpfanne geben. Gut durchrühren, salzen. Ein bißchen Wasser dazu, gemahlener Kümmel rein und zugedeckt 20 Min. schmoren lassen.
„Die Regenbogenpresse hat wieder mal zugeschlagen“, so hörten wir es in der TV-Serie „Mord ist ihr Hobby“, Serie 4 Episode 22. Da fiel es mir ein, daß nämlich das das deutsche Wort für „Yellow Press“ ist, welches wir in einer TV-Quizshow hörten, in der es als Fragekategorie dient. Im Duden erfahren wir mehr:
1Regenbogenpresse, die (o.Pl.) [nach der bunten Aufmachung, bes. den mehrfarbigen Kopfleisten] (Jargon): Gesamtheit der Wochenblätter, deren Beiträge sich im Wesentlichen aus trivialer Unterhaltung, gesellschaftlichen Klatsch, Sensationsmeldungen o. ä. zusammensetzen. Zitiert nach dem zehnbändigen Duden, 3., völlig neu bearb. und erw. Aufl. – 1999
Die Fotos aus der Stadt wurden mit einem Smartphone gemacht, daher die ungewohnten Verzerrungen. Ich hatte meinen Olympus-Fotoapparat zu Hause vergessen.
Nun kommt die Wintersaison, da gibt es Schwarzwurzeln, beim Gemüsestandl am Bauernmarkt auf der Freyung gibt es sie schon. Schwarzwurzeln kennt man hier landläufig höchstens als Beilage, etwa zur Stelze als Schwarzwurzelsalat. Als eigenständiges Gericht ohne fleischliche Hauptzutat geht Schwarzwurzel aber auch; – hier demonstriert als Schwarzwurzel-Ragout und Schwarzwurzel-Quiche. Schwarzwurzel kann eben auch anders. Deshalb nennt man sie auch den Spargel des Winters.
REZEPT SCHWARZWURZEL-RAGOUT
Schwarzwurzeln mit Einweg-Handschuhen schälen und in Essigwasser legen. In Scheiben schneiden, dabei die Schwarzwurzeln nicht länger als nötig aus dem Essigwasser herausnehmen, damit die Schwarzwurzeln an der Luft nicht oxidieren. Butter in einer Sauteuse aufschäumen, in 1cm dicke Scheiben geschnittene Schalotten darin anschwitzen, die Schwarzwurzeln dazu geben und 3 Min. darin braten, bis die Butter braun wird. Mit Wermut und der nebenbei aus Gemüseabfall entstandenen Gemüsebrühe ablöschen, aufkochen und zugedeckt 10 Min. köcheln lassen, bis die Schwarzwurzeln durch sind. In der Zwischenzeit den Petersil hacken. Dann das Gemüse abseihen, beiseite geben und den Sud noch einmal aufkochen. Frischkäse einrühren. Mit geriebener Muskatnuß, dem Abrieb einer Zitrone, Cayennepfeffer, weißem Pfeffer aus der Mühle und Salz würzen. A n r i c h t e n Das Gemüse in die Sauteuse zurückgeben. Mit einem Schöpflöffel auf den Tellern verteilen. Verhackte Walnüsse dazugeben. Mit Petersilie bestreuen. Dazu eine Schnitte Roggenbrot.
BM-GKAA
Vom Karnivoren zum Vegetarier
Seit Jahrtausenden aß der Mensch Fleisch, oft roh, mitunter gebraten. Höchstens ein paar Beeren gab es zwischendurch. Der Mensch war Jäger und Sammler. Dann entdeckte er das Gemüse. Und war Bauer geworden. Viel später erst fand er heraus, was man damit wirklich anfangen kann – in der Jetztzeit – und wie gut das schmeckt. Aber nun muß man kochen (können), um zu essen. Es hat eben alles seinen Preis.
Wien – Innere Stadt – Freyung
Hier ist alles um die Ecken selbst Schwarzwurzeln. Es gibt keine weiten Anreisewege, man braucht keinen Wagen. Einmal kurz umgefallen und schon ist man da. Bitte keine SUVs in Wien. Ist wirklich nicht notwendig.
REZEPT SCHWARZWURZEL-QUICHE mit Petersilienpesto auf Mandelboden
Schwarzwurzeln mit Einweg-Handschuhen schälen und in Essigwasser legen. In Scheiben schneiden, dabei die Schwarzwurzeln nicht länger als nötig aus dem Essigwasser herausnehmen, damit die Schwarzwurzeln an der Luft nicht oxidieren. T e i g Gemahlene Mandeln, Mandelmehl, geriebenen Parmesan, Ei, Butter, Salz, Pfeffer aus der Mühle, alles in eine Schüssel geben, verrühren und zu einem Teig kneten, ausrollen, in Backpapier im Kühlschrank für eine halbe Stunde rasten lassen. G u ß In der Zwischenzeit ein Petersilienpesto machen, dann die Crème fraîche, Ei, das Petersilienpesto, Salz und Pfeffer mit dem Schneebesen verrühren. Die Schwarzwurzeln in Wasser mit reichlich Salz vorkochen. B a c k e n Eine Form mit Backpapier auslegen und den Teig einlegen. Im Backrohr bei 200° Ober/Unterhitze eine Viertelstunde vorbacken. Dann den Guß hineingeben und die Schwarzwurzeln darauf schlichten. Eine Viertelstunde backen, bis der Guß fest und goldbraun ist. A n r i c h t e n Mit Petersilie bestreuen und servieren.
BM-EÜLC
Serviettenform: Sydney Opera House
Der Mandelteig hält alles, was ein Teig verspricht: genauso knusprig, wie ein Mehlteig.
Die Schwarzwurzel-Quiche kann man auch kalt essen.
Schwarzwurzel ist ein Gemüse, das viel Ballaststoffe enthält: 17g per 100g, das ist gut für den Darm. Wenn der Darm in Ordnung ist, fühlt sich der Mensch wohl.
Parmesan reiben für Teig und Pesto
Zu einem Schlager hat sich der neue Bosch-Fleischwolf entwickelt. Mit dem entsprechenden Aufsatz reibt die Hofköchin den Parmesan. Es geht schnell und es ist auch schnell wieder weggeräumt: sofort nach Verwendung den Aufsatz mit heißem Wasser ausspülen, trocknen und wegräumen. Wird verwendet anstelle der Zauberrette. Die Zauberrette hat dadurch ihren Sinn nicht verloren: mit ihr wird das Pesto gemacht.
Weinbegleitung Dazu paßt ein Rotwein, elegant nicht üppig: Umathum, Frauenkirchener Ried Hallebühl, Zweigelt 2019
Freunde, das Leben ist lebenswert! Diese herrlichen Töne1 wurden uns entgegengeschmettert, als wir zu Hause ankamen. Das Auto hatten wir zu Hause stehen gelassen, zurück ließen wir uns mit dem Taxi kutschieren. Anders war es nicht möglich, die Überführung der kostbaren Fracht von der Freyung2 zu bewältigen. „Oder sollen wir es selber tragen?“, um auf eine LKW-Werbung anzuspielen. Auf den Sitzplätzen der öffentlichen Verkehrsmitteln habe ich kaum Platz – und das ohne Sack und Pack. Nach dem Wochenendeinkauf mit dem Taxi nach Hause zu fahren, durch die City der lebenswertesten Stadt der Welt3, das hat seinen eigenen Reiz. Man fährt teils auf nur für Taxis erlaubten Schleichwegen: vorbei an der Warteschlange vorm Café Central zum umgebauten Michaelerplatz mit dem Fiakerstandplatz, an der Hofburg vorbei weiter zur Spanischen Hofreitschule, an der Nationalbibliothek vorbei, die Ausstellung Anton Bruckner vormerkend, zur Albertina, Marc Chagall vormerkend.
Begonnen haben wir, nach einem Kaffee beim Heiner, mit dem Gemüsestand Priber aus Oberpullendorf/ Burgenland. Schwarzwurzeln, Topinambur, rote Bete, Kohlrabi, Erdäpfeln, Knoblauch, braune Champignon, Kräuterseitlinge, Jungzwiebeln, Zucchini. Melanzani, Paprika, rote Zwiebeln, Salbeiblätter, Rosmarin, Petersilie, bunte Radieschen, Sauerkraut und Äpfel der Sorte Kronprinz Rudolf, die Wohlschmeckenden; – und alles frisch aus der Erden oder vom Baum natürlich. Dann ging es weiter zum Stand von Thum, seines Zeichens Schinkenmanufaktur. Dort habe ich gleich einmal eine Leberkässemmel eingeworfen, zum Gabelfrühstück. Dieser Stand ließ unsre Herzen höher schlagen! Mangalitza-Schopfbraten, Mangalitza-Schinken, Mangalitza-Prosciutto, Mangalitza-Chorizo, Mangalitza-Verhackertes, Mangalitza-Rohschinken direkt von der Keule abgeschnitten. Schweinsbraten vom Wollschwein gibt es auf Vorbestellung. Darauf kommen wir bestimmt noch zurück! Dann zur Bäckerei Schrott. Handsemmeln, Roggenbrot, Topfengolatschen. Und dann zum Kräuterhaus Dr. Kottas und weiter zum Käsestandl…
Es gibt auch noch andere Stände, wie den Stand mit den Korbwaren, der auch Thonetstühle neu bespannt. Oder den Fischstand. Wir haben aber auch nicht den Guanciale-Speck mitgenommen oder die Mangalitza-Blunzn. Dafür gibt es ein nächstes Mal! Den Klosterladen im Schottenstift müssen wir auch noch besuchen. Denn dort gibt es Blün, den Fisch-Gemüse-Kreislaufbauern4! Von Blün hatten wir früher, als wir noch bei gurkerl einkauften, Welsfilets, Wels-Leberkäs und Gemüse, das uns immer sehr gut geschmeckt hat. Nächstes Mal müssen wir mit der Scheibtruhe hinfahren.
Bauernmarkt oder Supermarkt?
Sicher, man muß von einem Stand zum anderen gehen und alles selber zusammentragen. Aber das haben wir beim Supermarkt auch, da können wir auch nicht alles in einem Supermarkt kaufen; – abgesehen davon daß die Ware, die wir am Bauernmarkt auf der Freyung bekommen, im Supermarkt gar nicht zu finden ist. Und dann noch die Selbstbedienung, die Berieselung durch das Eigenbau-Radio mit der Dauerwerbesendung, das Anstellen am Förderband bei der Kassa… was soll daran so „super“ sein? Da gehen wir lieber auf den Bauernmarkt.
Den Markt auf der Freyung gibt es in der Form als Bio-Bauernmarkt seit 1993. Aber einen Markt dort beim Austriabrunnen hat es „immer schon“ gegeben, seit dem Spätmittelalter.
Links:
1„Freunde, das Leben ist lebenswert“, gesungen von Richard Tauber, gespielt von den Wr. Philharmonikern unter dem Dirigat von Franz Lehár – besser wird es nicht! Die Doppel-CD „Traumland der Bühne – Die großen Premieren“ kam zeitgleich mit uns an.
Wien am 8. Dezember, Maria Empfängnis. Zuerst waren wir in der Albertina. Beim Christkindlmarkt auf der Freyung gab es Brote mit Blutwurst, Speck und Schmalz. Wir konnten uns nicht entscheiden und so wurden durchprobiert: Beerenpunsch, Pfirsichpunsch, Amarettopunsch, Glüh-Aperol und Uhudlerpunsch. Dann zum Aufwärmen ins Beaulieu im Palais Ferstel, einem Bistro mitten in Wien.
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