Hirsch-Ragout

Hirsch-Ragout mit Birne und Haselnuß-Erdäpfelstampf

Das Mittagessen für Montag im Büro. Ich bin entzückt!

Rezept Hirsch-Ragout

2 Scheiben Roggenbrot im Ofen bei 80° einlegen und trocknen lassen. Herausnehmen und würfeln auf die Seite stellen. 3 feingehackte kleine Zwiebeln in 2 EL Butter in einer Sauteuse anrösten. 3 in Scheiben geschnittene Knoblauchzehen dazugeben, mitrösten. Herausnehmen und auf die Seite stellen. Das 1/2 Kilo Hirschragout aus der Schulter von Esterhazy hineingeben, ein bißchen Olivenöl in den Topf geben, das Fleisch anbraten und wenn der Fleischsaft weg ist, mit zirka 150 ml Portwein portionsweise aufgießen, rühren, verdampfen lassen. Dann Rotwein 150 ml ebenso einrühren wie den Portwein.  Die angerösteten Zwiebeln wieder zurück geben, 1 EL Tomatenmark hineingeben. Kurz anrösten. Mit 200 ml Wildfond und ½ L Rinderbrühe aufgießen, damit das Fleisch bedeckt ist. Von 2 frischgepreßten Orangen den Saft hineingießen. 2 Lorbeerblatt, 4 Wacholderbeeren, 4 Pfefferkörner, 5 Zweige Thymian, 5 Stengel frischer Majoran dazugeben. 1 große Scheibe Speck, 1 EL Marillenmarmelade, Salz und jetzt kommts: das zuvor getrockneten Roggenbrot dazugeben. Zugedeckt etwa leise 1 ½ Stunden köcheln lassen.

Das Fleisch herausnehmen und auf die Seite legen. Die Soße durch ein Sieb passieren, in einen Topf. Falls notwendig binden. Das Fleisch dazugeben.

Kartoffelstampf wie hier.


Dieses Essen zusammen mit der ebenso selbstgemachten Mousse au Chocolat paßt nahtlos zur neulich erstandenen Sacher-Thermotasche. Als wär alles vom Hotel Sacher!


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Waldviertler Damhirsch mit Haselnußkartoffelstampf, Eierschwammerl und Wildsoße

Waldviertler Damhirsch mit Haselnußkartoffelstampf, Eierschwammerl und Wildsoße

Es ist uns die ehrenvolle Aufgabe zuteil geworden, als Nutznießer der Bestandspflege der Damhirsche im Waldviertel, einen Damhirschrücken zuzubereiten. Das Wildbret wurde ausgelöst, die Knochen bekamen wir separat, für die Wildsoße nach Ducasse.

Unser Damhirsch kommt aus einem Damwildgehege in Lauterbach im Waldviertel, hoch im Norden Österreichs. Darüber kann ich nicht viel mehr erzählen. Unsereiner kennt die Damhirsche recht gut vom nahe gelegenen Lainzer Tiergarten, dem früheren Jagdgebiet der Habsburger. Geht man beim Lainzer Tor hinein Richtung Hermesvilla, kommt man an den Gehegen vorbei und wenn man Glück hat, erspäht man einen Damhirschen. Oder gleich eine ganze Herde. Der Lainzer Tiergarten wird jedes Jahr nach der Winterpause erneut von den Wienern und Wienerinnen mit Begeisterung in Besitz genommen. Als Teil des Wienerwalds blieb er glücklicherweise unverbaut und gilt bis heute als das Naherholungsgebiet Wiens schlechthin. Jedes Jahr macht man einen Ausflug zumindest zur Hermesvilla, dem Jagdschloß, das Kaiser Franz Josef I. erbauen ließ für die Frau Gemahlin, Kaiserin Elisabeth von Österreich. Und am Weg dorthin trifft man auf die Gehege der Damhirsche, daher hat jeder Wiener und jede Wienerin wohl schon einen Damhirschen gesehen. Deshalb ist man hier in Wien naturverbundener als in anderen Großstädten… weil man durch den Lainzer Tiergarten keine Distanz zu Wald und Natur hat. Der Lainzer Tiergarten ist ein Teil von Wien, er beginnt am Ende der Hermesstraße, wo verbautes Gebiet abrupt an der Lainzer Tiergartenmauer endet. Man fährt mit der Autobuslinie 56B von der U-Bahnstation Hietzing direkt bis zum Lainzer Tor. In New York hat man den Central Park. Soweit ich weiß, laufen dort keine Hirsche frei herum. Daß Wien immer wieder zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt wird, kann mir zwar wurscht sein. Aber wundern tut mich das freilich nicht.

Links:

Neben Rot- und Schwarzwild sowie anderen Tieren leben 200 bis 250 Damhirsche im Lainzer Tiergarten:

https://www.lainzer-tiergarten.at/tiere.html

Die Hermesvilla ist das „Schloß der Träume“ der Kaiserin Sisi:

https://www.lainzer-tiergarten.at/hermesvilla.html


Rezept Waldviertler Damhirsch mit Haselnußkartoffelstampf, Eierschwammerl und Wildsoße

W i l d s o ß e Eine Rindsuppe aufsetzen. Während die Rindsuppe köchelt, vom Damhirschrücken die Silberhaut abziehen und parieren. Parüren, Gemüse (gehackte Karotten, Sellerie, Lauch, Schalotten und Knoblauch) und Damhirschknochen in einem Sautoir kräftig anrösten. Mit Portwein ablöschen. Einköcheln. Mit Rinderbrühe und Wildfond aufgießen sodaß alles bedeckt ist. Thymian, Petersiliestängel, Lorbeerblatt, Pfefferkörner, Korianderkörne, Wacholderbeeren dazugeben. 2 Stunden bei mittlerer Hitze köcheln. Abgießen und durch ein Sieb drücken. Mit einer Trennkanne das Fett abtrennen. Leicht einköcheln. Mit Stärke binden. H a s e l n u ß k a r t o f f e l s t a m p f Erdäpfeln in Salzwasser weichkochen. In der Zwischenzeit italienische Haselnüsse in einer Pfanne anrösten. In einem Geschirrtuch hüllen und mit der Hand zerdrücken. In einem kleinen Topf Butter auslassen, die Haselnußsplitter dazugeben, verrühren und auf die Seite stellen. Die Erdäpfel abgießen ausdämpfen noch warm schälen. Die geschälten Erdäpfeln mit einer Gabel zerdrücken. Die Butter-Haselnuß-Mischung, Haselnußöl und Salz dazu geben und verrühren. E i e r s c h w a m m e r l in einer Pfanne rösten. D a m h i r s c h  Rückenfilets in einer Pfanne auf allen Seiten anbraten, mit geschäumter Butter übergießen.


Wein Bei Wild geht nur Rotwein, das kommt mir sehr entgegen. Umathum, Cuvée Haideboden, 2021. Als erster Schritt noch vor der Rindsuppe wird der Wein zum Belüften in einen Dekanter gefüllt und auf die Seite gestellt. Der Wein kommt aus dem Burgenland, aber der Dekanter nebst Gläser aus dem Waldviertel, aus Gmünd von Zalto „Denkart“, vom Weinflüsterer Hans Denk. Das Glas zählt zu den 6 Dingen, die nicht mehr verbessert werden können, wie das Wall Street Journal ganz unbescheiden meint.

https://www.zaltoglas.at/produkte/denkart


Musik Franz Schubert „Die schöne Müllerin“, D 795, da kommt ein Jäger vor. Andrè Schuen / Daniel Heide, Deutsche Grammophon 2021, aufgenommen in Hohenems / Vorarlberg, Markus-Sittikus-Saal, 2020.


Teller Speiseteller „Art Déco“, Österreichische Werkstätten, nach einem Muster von Josef Hoffmann


Serviettenform Lilie


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Schönlaterngasse

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Minenbleistift

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Für den Minenbleistift, von dem wir annehmen, daß es sich beim Muster um Jugendstil handelt, haben wir nun das richtige Papierfachgeschäft gefunden, das nämlich die passenden Bleistiftminen führt, selbst eine so seltene wie die benötigten mit 1,18 mm Durchmesser. Die Inhaberin hat das Geschäft neu übernommen, mit 80 Jahren (!), an der Tür hängt noch das Neuübernahme-Schild. Wir hatten den Minenbleistift zu Hause vergessen, doch dank der Leidenschaft der neuen Inhaberin gelang es, die richtige Mine zu finden! Durch das allgemeine Sterben der Papierwarengeschäfte, – kaum noch jemand schreibt, alle wischen nur – das letzte in Meidling, das Papierello, hat erst unlängst für immer die Türen geschlossen – waren wir froh, dieses Geschäft zu finden. Nun haben wir wieder eine Anlaufstelle für Schreibutensilien wie Stifte, Minen, Papier und alles was dazu gehört.

Happy Paper

Inh. Margit Rehberger

Hietzinger Hauptstraße 51

1130 Wien

A Celebration of the Gods

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Weine aus Frankreich sind die besten! Warum das so sein soll, dafür habe ich nun eine Erklärung in einem Buch gefunden, die mir glaubwürdig erscheint. Denn nicht so sehr auf den Boden kommt es an, wie die Terroiristen meinen oder die Traube, wie die Garagisten sagen. Ein großer Wein ist immer eine kulturelle Leistung etwas, das weder Protestanten, Atheisten oder im Glauben noch ungefestigten Menschen gelingt; denn er steht und fällt mit dem Überleben der lokalen Götter. Es zählt zu den großen Leistungen der katholischen Kirche in Frankreich, daß sie den gebeutelten Gottheiten des Altertums Asyl gewährt hat, sie hat sie in die Tracht der Märtyrer und Heiligen gesteckt und mit jenem Getränk gefeiert, das diese einst vom Himmel zu uns auf die Erde gebracht haben. Das ist, in aller Kürze, der Grund dafür, daß französische Weine die besten sind1. Na wenn das keine Erklärung ist, dann weiß ich auch nicht. Das ist mal eine Ansage!

Dazu fällt mir ein, daß Wein, der einem am Urlaubsort geschmeckt hat und von dem man sich ein Flascherl für zu Hause mitgenommen hat, dann zu Hause im Vergleich dazu fad schmeckt. Das mag eben daran liegen, daß es nicht nur am Wein sondern auch am Umfeld liegt, warum einem der Wein schmeckt. Dieses Umfeld, das schwer greifbar ist und so viel ausmacht, mit den Göttern zu erklären, hat etwas für sich. (Die alten Götter, denen man Asyl gewährt hat, sind zu Hause nicht mehr anwesend.) Nicht umsonst war Dionysos der Gott, für den die Athener Volksfeste veranstalteten.

Früher kannte jeder Heurige seine Heiligen, wie überhaupt Wien ein Ort des Weines ist, wo der Wein besonders gut schmeckt. Vereinzelt erinnern noch heute mitten in den Weingärten Marterln oder Kapellen2 an die alten Heiligen so wie die Urbanuskapelle, die mitten in den Weingärten steht, in der Nähe von Baden bei Wien. Urbanus ist der Patron der Weinberge. Längst verschüttet ist das Wissen um die wohltuende Wirkung des Weines, auf das Gemüt, die versöhnliche Wirkung, die der Wein, in Maßen genossen, hat. In Wien da ging man nicht einen trinken, oder einen heben; – da pilgerte man zum Heurigen, draußen in Grinzing oder Hernals und Ottakring. In einigen Lokalen war es Brauch, ein wenig mitzusingen, wenn die Schrammeln zum Tisch kamen3, bei der Starezek, bei der Zehner-Marie. Und dazu trank man ein Viertel Wein. Und die Kinder bekamen ein Kracherl.

Es kommt sehr auf das Umfeld an, das um den Wein herum. Oder wie es Joe Zawinul einmal ausgedrückt hat4:

Den besten Rotwein es gibt,
bei unserem Wiener Liedsänger Hansl Schmid.

Joe Zawinul, 24. 4. 1956

Wein hat eine versöhnliche Wirkung auf den Menschen, selbst bei unterschiedlichen politischen Anschauungen entfaltet er seine Wirkung. Das Freuen am Erfolg des Anderen, an seinem Besitz, an seinem Talent, ohne Neid, sind Wirkungen des Rebensaftes. Mit Recht wundert sich Roger Scruton über zwei Weinbauern, die sich gegenseitig nicht den geringsten Erfolg gönnen. Aber es kommt eben nicht nur auf den Wein an, den man trinkt, auch das Umfeld spielt eine Rolle, und – man möge es ihm zugute halten, Roger Scruton war ja nie in Wien. Er hat nicht die leiseste Ahnung, wie sehr in der Weinstadt Wien der Wein seine Wirkung entfaltet, etwa die daß man jemand etwas gönnt. Sonst wäre der österreichische Staatsvertrag, der die Neutralität garantiert, nie zustande gekommen. „Jetzt noch die Reblaus! Dann sans wach.“ flüsterte der trinkfeste Figl dem mit der Zither spielenden Raab zu, während der sowjetische Gesprächspartner in Tränen ausbrach. Ob‘s wahr ist oder nicht, es könnte so gewesen sein. Eine Legende, bestimmt. Aber so ähnlich war’s wahrscheinlich wirklich.

Rezept Hühnerkeulen mit Patatas und Gurkensalat

H ü h n e r k e u l e n Geräuchertes Paprikapulver, Piment, Salz und geriebene Knoblauchzehen mit Olivenöl zu einer Paste vermischen und damit die Hühnerkeulen marinieren. Über Nacht ziehen lassen. P a t a t a s  Dann die Kartoffeln schälen und würfeln. Mit Olivenöl und Salz vermischen. Beides – Kartoffelwürfel und  Hühnerkeulen – auf ein Blech legen und bei 180°C 40 Min. im Backrohr braten. A n r i c h t e n Dazu einen Gurkensalat in einer Joghurt-Knoblauch-Dille-Marinade machen und servieren.


Wein: Grand vin de Bordeaux, Pomerol, 2020, Christian Moueix.

Weinglas: Bordeaux-Glas, Zalto, Denk’art.


1 Roger Scruton, Ich trinke, also bin ich, 2010, S. 52

2 http://www.Marterl.at

Urbanuskapelle

3 Harry Glöckner, Hansl Schmid Der letzte Herr des Wienerliedes, 1983, S. 64

4 ebda, unter Gästebuch

Fenchel- und Tomatenchutney-Brote

Fotos und Text © 2024 https://kuechenereignisse.com

Wenn man eine Menschentraube vor dem noch geschlossenen „Sisi Museum“ warten sieht, und das am Sonntag, um 9:00 morgens in aller Herrgottsfrüh,… wenn die Ballkinder wie verlorene Federn über den Gehsteig wehen, im rauschenden Ballkleid oder im festlichen Frack,… ist das ein untrügliches Zeichen dafür daß man in Wien ist; man kann sogar den Tag bestimmen: Faschingssonntag. Unser Weg führte an ihnen vorbei zum Michaelerplatz durch die Hofburg dann durch das Schweizertor, zur Hofburgkapelle, wo wir an der Hl. Messe teilnahmen: Anton Bruckner, Messe Nr. 1 in d-Moll, dargeboten mit berauschender Kraft und herzergreifender Klarheit von den Wiener Sängerknaben und Mitgliedern des Orchesters & Herrenchors der Wiener Staatsoper. Als kleines Zuckerl kommen die Wiener Sängerknaben nach der Messe von der Musikempore herunter sodaß man sie auch selbst sehen kann; und singen das „Ave Maria“ von Zoltán Kodály. Als Nachspiel („Postludium“) gab es noch eine Ouvertüre von Mozart auf der Orgel. Die Messe wurde auf Latein, Deutsch und ein bisserl Englisch gehalten für unsere ausländischen Gäste aus Nah und Fern vor allem aus sehr Fern: aus Japan und China. Auf dem Rückweg begegneten wir den Lipizzanern, die aus dem Michaelertrakt der Hofburg über die Straße zu den Stallungen geführt wurden.

Zu Hause angekommen gab es eine kleine Stärkung:

Fenchelscheiben-Vollkornbrot

Fenchel in feine Scheiben schneiden, kurz in einer Marinade aus Zitronensaft und Olivenöl, Ahornsirup und Salz ziehen lassen. Die Fenchelstreifen auf ein Stück Brot legen und mit der Marinade etwas beträufeln, dann Ziegenkäse darauf legen und ein bißchen von oben draufgrillen.

Tomaten-Chutney-Vollkornbrot

Tomaten-Chutney wie hier machen und ein Brot damit bestreichen und mit etwas Ziegenkäse belegen und ebenso draufgrillen.

Brot: Sauerteigbrot mit Emmer- und Dinkel-Vollkornmehl


Der Fenchel-Orangensalat hat uns so gut geschmeckt, daß die Idee geboren wurde, einmal Brot mit Fenchel zu versuchen. Genauso kam der Küchenfee in den Sinn, das Tomaten-Chutney, das wir bei den gebackenen Auberginen hatten, siehe hier, auf Vollkornbrot zu streichen. Eine gute Idee, wie sich herausgestellt hat.

Weiterführende Links:

Geschichte der Wiener Hofmusikkapelle

St. Florianer Brucknertage

Wiener Sängerknaben

Anton-Bruckner-Lexikon

Musikwissenschaftlicher Verlag der Int. Bruckner-Gesellschaft Wien

Bruckner Society of America

Brokkoli-Mozzarella-Salat

Fotos und Text © 2023 https://kuechenereignisse.com

ein Beispiel für gesunde Ernährung. Und das schmeckt, wir haben den Salat kalt gegessen.

R e z e p t

In Salzwasser gekochten Brokkoliröschen, Zwiebel in Scheiben geschnitten, den gewürfelten Mozzarella, geviertelte Kirschtomaten in einer Marinade aus geriebenen Knoblauch, Honig, Rotweinessig, Olivenöl, Salz und Pfeffer ein paar Stunden im Kühlschrank ziehen lassen.

O t t o   D e s b a l m e s

Als wir das „Medical Cuisine“ Kochbuch gekauft haben, haben wir uns auch den Otto Desbalmes von Ingrid Haslinger zugelegt. Otto Desbalmes war Jahrzehnte lang Koch am Hof in Wien, das Buch wurde von der Historikerin Ingrid Haslinger geschrieben, wie immer ein gut recherchiertes Buch, deshalb ist es ein Genuß es zu lesen. Die Rezepte aus der k.u.k. Zeit sind nicht nur von Otto Desbalmes sondern auch von seinen Kollegen. Die Rezepte sind sehr fleischlastig, von gesunder ausgewogener Ernährung kann keine Rede sein, sie passen momentan nicht gerade zu unserer Küche, doch hat es mich gereizt, zu erfahren wie man früher gekocht hat, vor allem was Rezepte betrifft, die wir heute noch kennen, wie den Wiener Zwiebelrostbraten: Bei diesem Rezept werden die Abfälle vom Zurichten des Rostbratens, diese sind das überflüssige Fett und alle Knochen mit Wurzelwerk zu einer Soße verarbeitet. Wo soll man heutzutage diese Abfälle herbekommen? Wir wissen es natürlich schon, aber im Supermarkt gibt es keinen Metzger mehr; das Fleisch ist schon fix und fertig abgepackt. Sehr schön auch die Hinweise, die in modernen Kochbüchern kaum zu finden sind, wie: die Zwiebeln nicht mit dem Fleisch zusammen aufs Feuer bringen. Dies sei zwar ein schnelles Verfahren, aber die Zwiebeln bleiben bekanntlich dadurch weich und der Rostbraten wird hart.

Ingrid Haslinger, Otto Desbalmes Aus dem Leben eines k.u.k. Hofkochs,  Kral-Verlag, 2022

Das größte Schnitzel von Wien

Selbst die Buchhandlung Morawa hatte das Kochbuch „Otto Desbalmes“, dem k.u.k. Hofchefkoch, und „Die Wiener Küche“, beide von Ingrid Haslinger, nicht vorrätig. So konnten wir keine wohlüberlegte Kaufentscheidung treffen… ansonsten gab es viele voluminöse Bücher: schwer vom Gewicht, leicht vom Inhalt her; einzig ein kleines Büchlein „So kocht Habsburg“ von Herta Margarete von Habsburg-Lothringen sprach mich an, das legten wir uns dann auch zu. Am Weg zur Kassa trafen wir einen bedauerlicherweise vor 1,5 Jahren verloren gegangenen Firmenkollegen; und kehrten anschließend in der Gösser-Bierklinik bei einem zünftigen Gösser und einem Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat sowie einem Cordon-Bleu ein – weniger Menschentrubel und weniger Touristen als man es in der Inneren Stadt gewohnt ist… einzig das gemächliche Pferdegetrappel der Fiaker klang beim offenen Fenster herein.

Wer hat das größte Schnitzel im ganzen Land? Das Wiener Schnitzel in der Gösser-Bierklinik ist recht groß, aber vor allem ist es eines: es ist so zart und so fein wie kaum ein anderes und doch von fester Beschaffenheit, eben vom Kalb, einmalig, da braucht man nicht mehr, vielleicht ein bisserl einen Erdäpfelsalat, ein Gedicht.

Am Rückweg kamen wir beim „König von Ungarn“ in der Schuler Straße vorbei, jenem legendären Hotel, in dessen Restaurant in der zweiten Hälfte des 20. Jhdt. das gekochte Rindfleisch einen unerhörten Aufschwung erlebte; nun ist auch das längst vorbei: im Restaurant war bereits für das Frühstück am Sonntagmorgen eingedeckt.

https://www.josefstadt.org/programm/stuecke/stueck/claus-peymann-kauft-sich-eine-hose-und-geht-mit-mir-essen-1.html

http://www.goesser-bierklinik.at/

https://www.kral-buch.at/item/So_kocht_Habsburg/Herta_Margarete_Habsburg-Lothringen/47041371

Ein genußvoller Tag in Wien

Mariniertes Schweinskotelett und Rindskotelett von der Fleischerei Ringl, mit Fisolen, Eierschwammerl, Tomaten und Gurken vom Rochusmarkt. Vorbei am Wohnort von Johann Strauss, vorbei an der kaiserlichen Sommerresidenz begann eine Ausfahrt zur Fleischerei, die uns zum Rochusmarkt, an die Bäckerstraße, nach Hietzing, am Himmelhof und wieder zurückführte. Eigenartig, die Menschentrauben vor einem Inlokal mit französischen Croissants, gegenüber ein Altwiener Kaffeehaus mit Wiener Kipferl gähnende Leere, weiterhinten eine Menschenschlange vor einem bekannten Schnitzeltempel, es ist schon seltsam, wohin es die Leut treibt. aber des Menschen Wille ist sein Himmelreich, und die Wege der Touristen sind unergründlich. Englische Oldtimer-Taxis kurven durch Wien, die Menschentrauben durch Wien kutschieren. Dabei gibt es in Wien ja Fiaker – auch das eine der unergründlichen Sonderbarkeiten, die man sich nicht hätte erträumen lassen. Aber das Absonderlichste war eine Reklame von einem Lieferservice auf einem eingerüsteten Haus am Karlsplatz, das mit Pommes frites, Ketchup und Cola warb. In Wien der Weltschnitzelhauptstadt mit Apfelstrudel, Kaisergulasch, Zwiebelrostbraten und Sachertorte an einem der urwienerischsten Orte mit Karlskirche, Musikverein, Secessionsgebäude, Künstlerhaus und der Otto-Wagner-Stadtbahn-Station ist man nicht darauf gefaßt, sowas zu sehen. Leicht amüsiert und etwas verdattert fuhren wir weiter.

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Schinkenfleckerl ohne viel Trara

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Wer jetzt glaubt, Schinkenfleckerl wären nichts Besonderes, den muß ich enttäuschen. Schinkenfleckerl sind einmalig. Die sind ohne viel Trara schon spitzenmäßig. Man kann sie nicht verbessern. Da gehen keine Beilagen dazu, nur ein Salat. Deshalb sind sie ja so ein Klassiker geworden! Sie sind aus der Wiener Küche nicht wegzudenken, vor allem wenn man Knoblauchschinken verwendet, wie von der Fleischerei Ringl empfohlen, einer der letzten echten Fleischereien in Wien. Sie schmecken so gut, daß man gar nicht mehr aufhören möchte. Wer jetzt Schinkenfleckerl machen will, ganz einfach, die gehen so:

Rezept Klassische Wiener Schinkenfleckerl

Zwei etwa 3 Millimeter dicke Scheiben Knoblauchschinken in Rauten schneiden. Eine mittelgroße Zwiebel fein hacken. Zwei Eßlöffel Butter und einen Eßlöffel Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, die Zwiebel dazu geben und anschwitzen. Den Knoblauchschinken dazu geben und etwa 10 Minuten bei mittlerer Hitze anbraten. In der Zwischenzeit 200 Gramm Fleckerln in einem Topf mit Salzwasser bißfest garen. Ein Häferl Kochwasser auf die Seite stellen und die Fleckerl abgießen. Zum Knoblauchschinken geben, gut durchrühren und wenn zu trocken, vom Kochwasser etwas dazu geben. Anrichten mit frisch gehackter Petersilie bestreuen.

Was dem Römer seine Spaghetti alla Carbonara sind, …

…sind für den Wiener die Schinkenfleckerl; Fleckerln nennt man sie, weil die Nudel so ausschaut wie ein kleines Fleckerl, was in etwa so viel bedeutet wie quadratischer, kleiner Flicken, nur halt nicht aus einem Stoff geschnitten sondern aus Hartweizengrieß und Ei gemacht.

„Hast du schon gegessen, Benno?“

„Jo, viel zu viel.“

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