Das Rezept hat Platz auf weniger als einer Seite. Alles was man dazu sagen kann, steht auf engstem Raum, na was heißt: ein paar Zeilen genügen schon. Uns hat es Fr. Ringl beim Fleischeinkauf nebenbei gesagt. Das Rezept ist unverändert seit eh und je, wie schon seit Kindheitstagen.
Nachzulesen in „Das Große Sacher-Kochbuch“ von Franz Maier-Bruck, 1975*. Gebratene Kalbsstelze auf S. 264, Risipisi S. 403. Auf Seite 595, dem Beginn des Registers, heißt es: „Die mit einem * versehenen Stichwörter sind Originalrezepte des Hotel Sacher. Rezepte aus alten Kochbüchern sind durch Anführungszeichen » « gekennzeichnet.“ Viel mehr Kochbücher braucht man nicht neben diesem Standardwerk.
Leinöl ist ein gesundes Pflanzenöl, es hilft gegen Bluthochdruck, es macht die Haut geschmeidiger, es verbessert das Denkvermögen, es läßt einen abnehmen, … das Leinöl hat Vorteile sonder Zahl, ein Tausendsassa! Allein es erhebt sich die Frage, womit man es verspeisen sollte, es pur zu trinken, ist eines Gourmets unwürdig, jedoch gibt es keine Rezepte dafür. Deshalb war ich einigermaßen überrascht zu hören, daß zumindest ein traditionelles Gericht existiert, das auf Leinöl setzt: Mühlviertler Leinölerdäpfeln. Bei einer Frage in einer Quizshow im Fernsehen wurde es erwähnt, bis dato hatte ich noch nie etwas davon gehört.
Durch Recherche im Internet erfuhr ich: Leinöl wird gemacht aus Leinen, auch Flachs genannt, einer Pflanze, deren Fasern in früheren Zeiten zu Stoffen gewoben wurde, bis es von der importierten Baumwolle verdrängt wurde. Die Sprache hat das Leinen für uns konserviert. Darin lebt es weiter, etwa in Wörtern wie Leintuch oder in „etwas an der Leine führen“ auch wenn die Leine schon längst nicht mehr aus Leinen gemacht wird und das Leintuch ebenso. Aus Leinsamen gewann man das Leinöl, das wie das Leinen nach und nach vergessen wurde, im Mühlviertel gibt es aber heute noch Leinölmühlen, auch in der Steiermark. Warum das Leinöl so stark in Vergessenheit geriet und das Olivenöl seinen Siegeszug rund um die Welt antrat, mag mit der mediterranen Lebenslust zusammenhängen, die man mit dem Öl aus dem Süden verbindet; damit kann es halt nicht mithalten. Und dann hat das Leinöl noch einen gravierenden Nachteil: man muß es ständig kühlen, in den Supermärkten ist es nur im Kühlregal zu finden, ebenso ist es zu Hause im Kühlschrank zu lagern. Das und das Unwissen, was man damit anfängt, mag viele vom Kauf abschrecken. Oder anders gesehen: welch kostbare Fracht! Also haben wir uns gleich die 1-Liter-Flasche gekauft.
Rezept Mühlviertler Leinölerdäpfeln mit Räucherlachs
Einen Kilo mehlige Erdäpfeln weichkochen. Sechs kleine Zwiebeln fein hacken. Wenig Leinöl, zirka 4 bis 6 Eßlöffel dazu geben und auf mittlerer Hitze anschwitzen. Die Kartoffeln schälen. Mit dem Zwiebel, Salz und Muskatnuß und etwa einem Viertelliter Sauerrahm und so zirka 3 Eßlöffel Leinöl zusammenrühren. Die Erdäpfeln zerstampfen und rühren. Anrichten: Mit geräuchertem Lachs anrichten.
Mühlviertler Kochbuch
Durch die Recherche über das Leinen und das Leinöl im Besonderen stieß ich auf ein interessantes Kochbuch: Mühlviertler KOCH:BUCH*, worin ein Spitzenkoch Traditionelles mit Modernem verbindet, nach dem Motto: Altes bewahren, Neues erfahren. Das Kochbuch ist 2001 in einem Kleinverlag erschienen, Bibliothek der Provinz, und war bald vergriffen. 2015 kam eine zweite Auflage heraus. Darin gibt es auf Seite 94 ein Rezept „Erdäpfel-Leinöl-Käse“ an dem wir uns für die Leinölerdäpfeln orientiert haben, wobei wir haben die Zwiebeln in Leinöl gedünstet und nicht roh verwendet. Käse ist keiner drinnen, nur im Namen. Diese Erdäpfeln haben einen ganz anderer Geschmack wegen dem Leinöl. Und es ist keine Butter dabei!
Weiterführende Links:
Die Quizshow, in der Mühlviertler Leinölerdäpfeln auftauchten war „Quizmaster“ auf ServusTV. Die Frage lautete: Wie heißt die typisch lokale Spezialität, die man im Mühlviertel genießen kann? Als Antworten standen zur Auswahl: Rapsölerdäpfel, Leinölerdäpfel, Kernölerdäpfel oder Olivenölerdäpfel. Bei ca. 3:30.
Stets findet Überraschung statt. Da, wo man`s nicht erwartet hat. Dieser Spruch von Wilhelm Busch könnte einem durch den Kopf gegangen sein, als wir bei Eishken Estate geräucherten Aal entdeckten. Ohne zu wissen, was damit anzufangen ist und obwohl wir schon eine lange Liste anderer Meereskostbarkeiten eingekauft hatten, kam der Aal in filetierter Form mit. Im Burgenländischen Kochbuch fanden wir diese Aalsuppe.
Hier ist die Welt noch in Ordnung. Das war mein erster Gedanke, als wir das Sacher betraten. Man läßt den Trubel der Straße hinter sich, begibt sich in das Innere eines kleinen Universums. Man wird angesprochen, höflich und zuvorkommend.
Am Ende des Jahres ziehen viele Bilanz, „Küchenereignisse“ macht da keine Ausnahme, zumindest in bezug auf Kochbücher. Es folgen die sieben Favoriten, die uns in diesem Jahr zugelaufen sind.
Das neue Kochbuch von Yotam Ottolenghi ist erschienen. In diesem Kochbuch hat er es sich zur Aufgabe gemacht, das Kochen einfach, entspannend und „therefore fun“ zu machen.
Bei Wolfrum, einem Kunstverlag in Wien, haben wir einen unerwarteten Fund gemacht. Wir haben uns umgeschaut, was es so alles von Gottfried Kumpf gibt und sind dabei aufmerksam gemacht worden, auf das Burgenländische Kochbuch. In diesem Kochbuch finden sich Rezepte aus der „kulinarischen Landschaft des alten Pannonien, wo sich alle Vorzüge der böhmischen, ungarischen, serbischen und der Wiener Küche vereinen“, zusammengetragen von Marietheres Waldbott. Darüber hinaus enthält es Federzeichnungen von Gottfried Kumpf, die das Buch liebevoll begleiten, also jenem Maler, den man mit dem Burgenland wie keinen anderen verbindet, dessen burgenländische Landschaften eine so unheimliche Faszination ausüben, dass man sie nicht für real hält und die einem doch so vertraut erscheinen. Dieses Buch steckt voller kulinarischer Leckerbissen, so manches Rezept weckt Erinnerungen an unsere Kindheit. Gepaart mit Gottfried Kumpfs Zeichnungen konnten wir als Gourmets des alten Pannoniens diesen Rezepten natürlich nicht widerstehen. Als Auftakt gibt es Krautfleckerl, gewiss werden wir noch Anderes aus diesem Kochbuch machen.
Für das leibliche Wohl ist gesorgt und auch der Kunstgenuss kommt mit diesem Buch nicht zu kurz.
ist in der Lage, die Wege der standardisierten Ernährung zu verlassen und genussreiche Mahlzeiten zuzubereiten.
Ich komme gerade von der Buchhandlung, wo ich mir unter anderem „Die Hohe Schule des Kochens“ vom Institut Paul Bocuse geholt habe. Ich habe mir Beethoven aufgelegt, ein gutes Glas Wein eingeschenkt und nun lese ich andächtig darin, beginnend von der ersten Seite. Und dieser Satz hat mir besonders gut gefallen! Genau so ist es. Paul Bocuse. Das bedeutet, von den Besten lernen. Ich lese weiter.
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