5g getrocknete Eierschwammerl (Pfifferlinge) in 200 ml kaltes Wasser einlegen und eine Viertelstunde ziehen lassen. Duch ein Sieb abgießen, Flüssigkeit auffangen. Mit dieser Flüssigkeit gemeinsam in einem Sautoir 600 ml Wasser aufkochen. In der Zwischenzeit die eingeweichten Eierschwammerl kleinhacken und dazugeben. Salz reingeben. 3 EL Olivenöl und dann 150 g Instant-Polenta einrieseln. Den Herd zurückdrehen. Unter ständigem Rühren etwa 5 Min. köcheln lassen, bis es kremig ist. Von Herd ziehen. 1 EL Butter einrühren und zugedeckt ein paar Min. ziehen lassen. In der Zwischenzeit ein Backform mit Frischhaltefolie auskleiden, diese mit Olivenöl leicht beschmieren. Und die Polenta hineingießen. Trick: Tortenheber mit Olivenöl beschmieren und gleichmäßig verstreichen. Auskühlen lassen (zuerst im Fenster, dann in den Kühlschrank). Aus der Form stürzen, und in Stäbchen schneiden. In heißem Olivenöl in der Pfanne rundum anbraten.
Aus unserer beliebten Serie: Fleischlose Genüsse!
Während die Polenta auskühlt, 300g Baby-Kräuterseitling aus dem Marchfeld, 450g Shiitake-Pilze aus Tirol, 250g Champignons aus Tirol und 200g Austernpilze aus dem Wienerwald putzen, die größeren Stücke teilen. 4 kleine Zwiebeln fein hacken und in Olivenöl auf kleiner Flamme anbraten, damit der Zwiebel Zeit hat zu karamelisieren. Gleichzeitig die Pilze in Bratpfannen mit wenig Olivenöl anbraten. Alles zu den Zwiebeln geben. die Bratpfannen mit Weißwein ablöschen und zu den Zwiebeln dazu geben. Den Weißwein vollständig einköcheln lassen. Mit 250 ml Schlagobers (Sahne) aufgießen. 80 g Heumilch-Frischkäse einrühren. Mit Salz und Muskatnuß würzen. Etwa 10 Min. leise köcheln lassen. Mit 1 EL gemahlenen hellen Leinsamen binden. Beim Servieren mit gehackte Petersilie und Brunnenkresse bestreuen.
Nun fällt es mir wieder ein, an was mich das erinnert: an Panisses, diese werden aber mit Kichererbsen gemacht und enthalten keine Eierschwammerl. Ich lobe mir den G e d ä c h t n i s s c h w u n d1. Was einst Pierre Boulez in bezug auf die Musik zu Erinnerung und Erfindung meinte, sehen wir auch hier wirken. Ähnlichkeiten mit bisher schon existierenden Speisen sind zufälliger Natur und nicht beabsichtigt.
Die Küchenfee hat da noch so einiges vor heute. Fortsetzung folgt! Also: dranbleiben.
1Pierre Boulez, Anhaltspunkte, 1975, Belser, S. 281
GANSLBRATEN mit ZWETSCHKENROTKRAUT, BIRNENWIRSING, MARONIERDÄPFELKUCHEN, und SCHMORSCHALOTTEN
Daß ich jemals Vegetarier werde, kann ich kategorisch ausschließen. Gansl schmeckt einfach zu gut. Am Gansl führt kein Weg vorbei. Jedes Jahr, wenn die Ganslzeit näher rückt, steigt die Vorfreude und nun ist es endlich soweit! Unsere diesjährige Weidegans kommt von „meineWeideGans“, einem mittlerweil seit 12 Jahren bestehenden Unternehmen in Niederösterreich. Wo genau die Weiden liegen, weiß man nicht, es soll aber eine etwa 20ha große Weide sein mit etwa 2.000 Tieren. Der Standort wird mit Baden bei Wien angegeben.
Dem Gansl kann nur ein von Hand verlesenes Kulturgut aus dem Burgenland die Hand reichen: Kirschgarten, Blaufränkisch, 2018 aus dem Joiser Terrassenweingarten, einem Weingarten, der schon 1214 als Weinberg urkundlich erwähnt wurde. Dieses Natursaftl von Umathum wurde 8 Stunden vorher im Dekanter gelüftet.
Ganslwein gefällig?“ so fragt man schelmisch, was einer zur Gans trinken will. Doch Ganslwein ist Wasser, weil Gänse Wasser „beißen“, gradso als wär es Wein; – nicht zu verwechseln mit dem die Gans begleitenden Wein, der davon abseits eine ganz eigene Kategorie darstellt.
Unser 4,2 kg schwerer Flieger wurde samt Innereien eingeflogen; Ganslleber wurde frisch gemacht von der Hofköchin. Dazu ein Sauerteig-Toast von Öfferl und fertig ist die Vorspeis. Magen, Herz und Halserl wurden für die Soß verwendet.
Als zweite Vorspeis gab es Kürbissuppe mit geheimnisvollen chinesischen Schriftzeichen aus Kürbiskernöl.
REZEPT GANSLBRATEN mit ZWETSCHKENROTKRAUT, BIRNENWIRSING, MARONIERDÄPFELKUCHEN, und SCHMORSCHALOTTEN
G a n s v o r b e r e i t e n Die Innereien herausnehmen. Die Leber in den Kühlschrank stellen. Die Flügel abschneiden. S o ß e Die Flügel und die Innereien in Butter scharf anbraten. Klein gewürfelte Suppengrün und Zwiebel dazugeben. Mitanbraten. Mit Rotwein und Portwein ablöschen. Einköcheln. Mit dem hausgemachten Hühner-Jus aufgießen, sodaß es bedeckt ist. Lorbeerblatt, Wacholderbeeren, Pimentkörner, getrockneter Majoran und Oregano, frischer Petersilie hineingeben, sowie 3 Orangenschalen und eine Prise Zimt. Bei mittlerer Hitze zugedeckt 3 Stunden köcheln lassen. G e m ü s e b e t t Suppengrün und Zwiebel klein würfeln. Getrockneten Oregano und Majoran daruntermischen und in einem großen Bräter verteilen. G a n s l f ü l l u n g Dann entkernten Apfel und Zwiebel in große Würfel schneiden, mit getrocknetem Oregano und Majoran vermischen. Die Gans innen und außen salzen und pfeffern und einmassieren. Die Apfel-Zwiebel-Kräutermischung in die Gans geben, die Öffnungen verschließen. B r a t e n Auf das Gemüsebett im Bräter legen und 3 Stunden bei 150°C Umluft braten. Darunter ein Ofenblech mit Wasser stellen. Von Zeit zu Zeit mit dem austretenden Ganslschmalz beträufeln. Die Gans aus dem Bräter nehmen auf ein Backgitter legen und bei 200°C weitere 30 Min. das Gansl knusprig braten. Das Schmalz und Gemüse aus dem Bräter in ein Sieb abgießen, in eine Trennkanne geben, die Flüssigkeit zur Soße geben. Das Schmalz in einem Weckglas auskühlen lassen und im Kühlschrank für die weitere Verwendung aufbewahren. Die Soße einköcheln lassen und vor dem Servieren, wenn nötig binden. S c h m o r s c h a l o t t e n In der Zwischenzeit die geschmorten Schalotten machen: die Schalotten längs halbieren, in Butter anschwitzen mit Port ablöschen. Und den frisch gepreßten Orangensaft dazugeben, einköcheln. Anschließend Rotwein und Gemüsebrühe dazufügen, sodaß die Schalotten bedeckt sind. Thymianzweige, Lorbeerblatt und eine Prise Zimt dazugeben. Und zu dem Gansl schieben. Etwa 30 Min. schmoren lassen. Auf die Seite stellen und kurz vor dem Servieren: Die Schalotten aufkochen, mit Salz und Aceto Balsamico abschmecken und wenn nötig mit Speisestärke binden. M a r o n i e r d ä p f e l k u c h e n Erdäpfel „Laura“ in der Schale in Salzwasser weichkochen. Ausdampfen lassen. Schälen. Durch die Erdäpfelpresse schieben. Auskühlen lassen. Die Eier trennen. Den Dotter und die Speisestärke unter die Erdäpfel mischen. Mit Salz und Pfeffer kräftig abschmecken. Das Eiweiß steif schlagen und unter die Erdäpfelmasse heben. Gewürfelte Maroni vorsichtig darunterheben. In eine ausgebutterte Rundform geben, bei 160°C 25 Min. backen. B i r n e n w i r s i n g Wirsing in dünne Scheiben schneiden. In Salzwasser blanchieren. Abtropfen lassen und abtrocknen. Kurz vor dem Servieren Schalotten längs in dünne Scheiben schneiden. In Butter anschwitzen. Räucherspeck dazugeben. Geschälte und entkernte Birne in mundgerechte Stücke schneiden und zu den Schalotten geben. Kurz mitschwitzen. Wirsing dazugeben. Gemüsebrühe dazugeben und ein paar Min. köcheln lassen. Mit Zitronenschale, Zitronensaft und Cayennepfeffer abschmecken. Z w e t s c h k e n r o t k r a u t das Rotkraut mit der Mandoline in feine Scheiben schneiden. Die hausgemachte Zwetschkenmarmelade in einer Pfanne karamelisieren. Mit Portwein ablöschen. Orangensaft dazugeben und einköcheln. Das Rotkraut dazugeben, umrühren. Soviel Gemüsebrühe, damit es gerade bedeckt ist. Eine Prise Salz und Lebkuchengewürz dazugeben. Zugedeckt weich schmoren. Auf die Seite stellen. Kurz vor dem Servieren das Rotkraut erwärmen, die geviertelten Zwetschken hineingeben, mitschmoren. Falls zuviel Saft, mit Stärke binden. Anrichten
LE SOLDAT Qu’est-ce qu’on aura à manger ? LE DIABLE La cuisine est au beurre, et de première qualité. LE SOLDAT On aura de quoi boire ? LE DIABLE Rien que du vin bouché.
Aus Histoire du Soldat von C.F. Ramuz, Musik von Igor Stravinsky, 1918. Darüber hätten wir nur gelacht. Aber wenn der nett dreinschauende alte Mann mit dem Schmetterlingsnetz uns mit einem Gansl käme, würden wir wohl auch mitgehen.
c’est pas la nourriture qui compte, c’est l’appétit;
Aus Histoire du Soldat von C.F. Ramuz, Musik von Igor Stravinsky, 1918. Erwischt. Einfach teuflisch dieser Appetit!
Erinnerung, Goethe, 1769. Aus diesem Gedicht erwuchs die Redewendung „Warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah.“ Lernt man Goethe überhaupt noch am Gymnasium? Dazu fällt mir gleich noch ein Goethe-Spruch ein: „Irrend lernt man.“ Für diese Weisheit bemüht man heutzutage den englischen Ausdruck trial and error. So als ob der Klassiker aus Weimar nicht schon längst einen Satz dafür geprägt hätte.
Heute am ersten Tag der wieder gekehrten Normalzeit hatten wir keine Kohlsuppe sondern eine Wintergemüsesuppe. Zum Kohl (ndt. Wirsing) gesellten sich Karotten, Sellerie, Brokkoli, Karfiol und Kohlrabi. Eigentlich ist es ja eine Normalzeitgemüsesuppe; wir begrüßen hiermit die Normalzeit, stellen die Uhren und rasen zurück aus der Zukunft in die Gegenwart.
Auch in der Küche bestätigt sich: Irrend lernt man.
Bei Ottolenghi wird aus diesem Motto gleich eine ganze test kitchen. Die Hofköchin (vorm. Küchenfee) hatte die Idee, aus Radi, der schon etwas weich geworden ist, Chips zu machen. Die Chips werden feingeschnitten und nebeneinander auf einem Backblech ausgelegt und im Backrohr getrocknet. Daraus wurde nichts. ein paar Streifen waren schon braun, derweil andere noch keine Farbe genommen hatten.
Aus Goethes „Irrend lernt man“ entstand keine Redewendung. Vielleicht könnte man ja in einer Art Gegenbewegung, im Sinne von vermehrt Schönes, Goethe ins Deutsch einbringen.
Lektion 1: Wir bilden einen Satz beginnend mit „Irrend lernten wir…“ oder „Irrend lernte ich…“
Irrend lernten wir, daß es viel besser schmeckt, verschiedene Gemüsesorten zu nehmen, als nur Kohl.
Irrend lernte Franzi, daß man nicht auf die heiße Herdplatte greift.
Irrend lernte ich, beim Durchschreiten von Glastüren etwas mehr Vorsicht walten zu lassen.
Jetzt du.
Die Hofköchin hat heute gekocht:
Gemüsesuppe mit Kohl (ndt. Wirsing), Karotten, Sellerie, Brokkoli, Karfiol und Kohlrabi
Erdäpfelgulasch mit Laibchen vom Rindsfaschiertem (Angus)
Letscho ist kombinierbar mit Laibchen, etc. (o. Abb.)
Kohlauflauf mit Rindsfaschiertem und Buchweizen. Das schmeckt wie Lasagne, nur ohne Sauce béchamel. Eine Erfindung der Hofköchin. REZEPT Große fein gehackte Zwiebel in Olivenöl leicht anschwitzen. 300 g Rindsfaschiertes dazu geben, anbraten, damit nichts roh bleibt. 1 EL Tomatenmark dazu geben und kurz mitschwitzen. Mit 2 Schöpflöffel Rinderbrühe von gestern aufgießen. Herd auf mittlere Hitze zurückdrehen. 1 TL Kümmel, 1 TL rotes Paprikapulver, 1 TL Majoran, 3 geriebene Knoblauchzehen dazugeben und eine halbe Stunde köcheln lassen, In der Zwischenzeit 100 g Buchweizen in 200 ml Salzwasser bißfest kochen. Den halben Wirsing in mundgerechte Stücke schneiden, in einer Bratpfanne in Olivenöl scharf anbraten, dazwischen salzen. und wenn es schon etwas angebraten ist, mit einem Schöpfer Rindsuppe aufgießen und einköcheln. Buchweizen, Fleisch und Kraut miteinadner vermischen. Wenn nötig abschmecken mit Kümmel oder Salz. Dann in einer ofenfesten Auflaufform geben, reichlich mit Sauerrahm bestreichen. und im Backrohr bei 180° C überbacken, so etwa 20 Min. und zum Schluß ein bißchen draufgrillen.
Kohlrabi-Erbsen-Gemüse (o. Abb.)
Die Hofköchin hat in die Suppe, das Kartoffelgulasch, den Kohlauflauf und das Letscho Leinsamen hineingeschummelt. Das schmeckt man überhaupt nicht heraus. Irrend lernten wir, wie wichtig Ballaststoffe sind.
Ein luftiges Omelette, darin eingerollt Schinken vom Mangalitza und erfrischender Kräuter-Frischkäse. Begleitet von knackig-frischem Paprika von der Puszta (der Hellgrüne, der heißt Pusztagold!), aufgeschnittene „Green Zebra“- „Solotaja Ribka“- und gelb gestreifte Feuerwerk-Tomaten, dünn aufgeschnittene Radieschen und eine Garnitur frisch geschnittene Kresse.
Dazu zwei Scheiben kerniges Roggenbrot, gebacken aus Natursauerteig, Waldstaudenroggen und Traubensaft.
Und ein Glas Wasser. Kaffee gabs erst nachher.
Handreichung:
Für das Omelette vom getrennten Ei den Dotter mit Frischkäse und Salz vermengen und: ohne Bläschen zu werfen, verrühren. Das flüssige Eiklar dazugeben und in einer mit wenig Sonnenblumenöl bestrichenen Omelette-Pfanne herausbacken.
Ausgiebig gelabt nach karger Nacht, hält dich das Frühstück lange wach.
Deutschland müsse jedes Jahr 400.000 Wohnungen bauen, tatsächlich sind es nur 150.000 gewesen. Hier besteht viel Nachholbedarf, die Aussichten für die Bauwirtschaft sind rosig. Aber nicht nur trocken informieren konnte man sich, manch Weisheit wurde in lebendige Anschaulichkeit verpackt. Der unterschiedliche Unternehmergeist wurde so verdeutlicht: Wenn Elon Musk zu einem Crowdfunding aufriefe, weil er eine Rolltreppe zum Mond bauen will, hätte er das Geld in den USA binnen weniger Stunden zusammen. In Deutschland oder Österreich würde man so jemand anstandslos für verrückt erklären.
In der Mittagspause aßen wir aus unseren Bentoboxen:
Urkornbrot mit Frischkäse, Schinken und Kren
Paprika- und Gurkenstifte, Radieschen, Tomaten
Pecannüsse, Macadamia- und Walnüsse
Liebevoll angerichtet von der Küchenfee, neidische Blicke waren uns sicher.
Die Abendmenüfolge gab es dann wieder Zuhause:
Spargel-Brokkoli-Suppe mit Boretsch
Weißer Spargelsalat mit Avocado, Pistazien, pochiertem Ei und Brunnenkresse (Kartoffeln wurden nachgereicht, nicht am Foto)
Pistazien-Erdbeerjoghurt
Quellen:
Spargelsalat nach Anne Fleck, Salat der Superlative
Es gibt Dinge, die schwer verzichtbar sind. Eines davon sind diese Nockerln mit Karotten und Erbsen.
Wir sehen, daß der Verbraucher sagt, daß Schokolade wirklich etwas ist, ohne das er nicht leben kann.“
Van de Put, CEO von Mondelez (u.a. Oreo-Kekse), im Wall Street Journal, Nov. 3., 2022 zu den weiter anhaltenden Preiserhöhungen..
Man nehme…
Nockerln 200 g weiche Irish Butter, einen TL Salz und eine gute Prise Muskatnuß schaumig rühren. 4 Dotter und 4 Eier so nach und nach in die Butter einarbeiten, darauf achten. Daß die Eier Zimmertemperatur haben. 160 g Semmelbrösel nach und nach dazugeben und gut verrühren. 2 h im Kühlschrank rasten lassen. In der Zwischenzeit das Gemüse zubereiten: ½ kg Karotten schälen und in 2 mm dicke Scheiben schräg einschneiden. 300 ml Gemüsesuppe aufkochen, die Karotten dazugeben, bißfest kochen, dann 200 g TK-Erbsen dazugeben, 3 – 4 EL Schlagobers einrühren und mit Maistärke binden. Wieder zu den Nockerln: in jede Hand einen Löffel nehmen, eine Portion aus dem Teig schöpfen und mit den Löffeln zu Nockerln formen. Salzwasser aufkochen. Die Nockerln hineingeben, das Wasser auf mittlere Hitze 8 -10 Min. ziehen lassen. Anrichten Mit Schnittlauch bestreuen.
Für 4 Portionen.
Inspiriert von Neunkirchner/Seiser Österreich vegetarisch, S. 79
Irisch. Französisch. Italienisch. Dazu Spargel aus Österreich. Mit einem Wort europäisch. Chateaubriand hätte seine Freude gehabt. François-René de Chateaubriand, der viel in der Welt herumgekommene Philosoph, Revolutionär und Adelige, dessen wunderbare Sprache, bilderreich und elegant zu gleich, auch heute noch verzückt, hier eine kleine literarische Kostprobe:
Wälder gehen den Völkern voran, Wüsten folgen ihnen.
François-René de Chateaubriand
Oder
Ein wesentlicher Teil des Ruhmes jeder menschlichen Gesellschaft sind die großen Denkmäler.
François-René de Chateaubriand
Seine Worte sind unmittelbar verständlich und einprägsam, sodaß sein Werk in den französischen Schulen Pflichtlektüre ist, hierin unserem Johann Wolfgang oder Friedrich vergleichbar. Ihm zu Ehren wurde das Chateaubriand Steak so benannt, ein Steak aus dem hinteren Ende des Lungenbratens (Filet) mit Sauce béarnaise und gegrilltem Gemüse, also durchaus etwas, das man sich auch heute noch auf den Griller werfen würde. Weniger bekannt dagegen dürfte sein, daß er auch der Namensgeber der Chateaubriand Sauce ist, der wir uns heute widmen. Mit dieser Sauce wird das Steak ergänzt, das bei uns nicht aus dem Lungenbraten geschnitten ist, sondern aus dem meiner Meinung nach besten Stück des Rindes, dem Ribeye. Das gilt natürlich nur, wenn man von gekochtem Rindfleisch absieht, wie Tafelspitz, Kavalierspitz, den Scherzeln und Schwanzeln, die ausschließlich zum Kochen bestimmt sind, also jenem guten Dutzend gekochten Rindfleischstücken, die früher jeder Wiener im Schlaf aufzählen konnte, der bei Meissl & Schadn aus und ein ging. In der Chateaubriand Sauce findet sich Estragon, was nicht weiter verwunderlich ist, denn in der Sauce béarnaise, dem unumgänglichen Begleiter des Chateaubriand Steaks, ist ebenfalls Estragon die Hauptzutat. Diese Sauce enthält keinen Dotter, das heißt also, wir haben es mit einem eingeköchelten Substrat aus Estragon und Schalotten zu tun, das mit kalter Butter montiert wird, dadurch ein bißchen an die Café-de-Paris-Butter erinnernd, die eine besondere Art von Kräuterbutter ist, mit Senf, Kapern und vielem anderen. Auch die Café-de-Paris-Butter wird sehr gerne bei Steaks verwendet. In dem von uns als Anleitung verwendeten Rezept wird es nicht erwähnt, aber wir haben es trotzdem gewagt, Hand anzulegen und die Chateaubriand Sauce mit etwas Maisstärke zu binden. Dazu kommt noch, als Spezialität, eine Handvoll Champignons oder andere Pilze, blättrig geschnitten, um der Chateaubriand Sauce den letzten Kick zu verleihen. Wohl bekomm‘s! Unwiderstehlich! Das war der zweite Höhepunkt des Tages nach dem Covid-19-Test nach einem Franziskaner stilvollendet akkompagniert von einer Sachertorte mit Schlagobers im Café Dommayer.
Rezept
Chateaubriand Sauce 150 Milliliter Weißwein, 100 Milliliter Kalbsfond, einen Teelöffel getrockneten Estragon, sieben größere und blättrig geschnittene Champignons und eine fein gehackte Schalotte auf ein Drittel einköcheln. Abseihen. In 100 Gramm, in Scheiben geschnittene, eiskalte Butter einrühren. Mit Maistärke binden. Die Safranlinguine nach Packungsangabe kochen. Den Spargel in kochendem Salzwasser bißfest garen. Das Ribeye von beiden Hälften zwei Minuten in der Grillpfanne grillen und dann um neunzig Grad verdreht nochmals jeweils eine Minute.
Es irrt der Mensch, solang er strebt. Diesem Wort von Goethe können auch wir Nachgeborenen viel abgewinnen: Strebt er nach Reichtum, Ruhm und Macht, so ist es doch vergeblich. Das sind nicht die Güter, nach denen es sich lohnt zu streben, ja das Streben selbst ist ein Irrtum. So die gängige Lehrmeinung, schon verbreitet zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Doch erzählen Sie das mal Scrooge McDuck! Mit seinen Fantastilliarden, die er sich schuf auf Abenteuern sonder Zahl, wie zum Beispiel im Land der viereckigen Eier, am Klondike oder auf Nordpolfahrt, wurde er zur reichsten Ente der Welt. Steven Spielberg und George Lucas ließen sich von Carl Barks‘ Geschichten inspirieren und wer weiß, ohne ihn gäbe es vielleicht keine „Star Wars“-Filme. George Lucas sagte einmal: „My greatest source of enjoyment in Carls Barks‘ Comics is the imagination of his stories. They’re so full of crazy ideas – unique and special …“
In dieser heutigen Episode der Küchenereignisse begegnen wir Uncle Scrooge als Figur auf einer Esterhazy-Torte. Man sehe sich nur diese Detailgenauigkeit an: die Ärmelmanschette und der Kragen aus Hermelin, das fedrige Bein, der fedrige Bürzel, die Nähte des Gehrocks, die Knöpfe der Gamaschen; eine Genauigkeit wie man sie nur bei einem Modell vermutet, das man sich in die Vitrine stellen würde. Und doch ist es eine Tortenfigur auf einer Geburtstagstorte, das Vergänglichste von der Welt. Selbst der böse Blick ist gut getroffen wie auf dem Ölgemälde von Carl Barks, dem Schöpfer von Uncle Scrooge.
Paul Bocuse soll einmal gesagt haben: das Glück wohnt in der Küche. Er dürfte den Spruch „Das Glück dieser Erde befindet sich auf dem Rücken der Pferde“ im Kopf gehabt haben.
ist in der Lage, die Wege der standardisierten Ernährung zu verlassen und genussreiche Mahlzeiten zuzubereiten.
Ich komme gerade von der Buchhandlung, wo ich mir unter anderem „Die Hohe Schule des Kochens“ vom Institut Paul Bocuse geholt habe. Ich habe mir Beethoven aufgelegt, ein gutes Glas Wein eingeschenkt und nun lese ich andächtig darin, beginnend von der ersten Seite. Und dieser Satz hat mir besonders gut gefallen! Genau so ist es. Paul Bocuse. Das bedeutet, von den Besten lernen. Ich lese weiter.
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